Angel - Ein Leben wie im Traum
FBW-Pressetext
Es gibt nicht viele Regisseure, die es schaffen, in jedem Film ein neues Genre auszureizen, und die noch aus der trivialsten Geschichte opulentes Kino zaubern. In einer Literaturverfilmung der besonderen Art, der Adaption eines Trivialromans von 1957 einer Autorin namens Elizabeth Taylor, beschreibt Francois Ozon das kitschige Leben einer englischen Romanzen-Schriftstellerin in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts. Wer sich darauf einlässt, erlebt ein schuldhaft-schönes Vergnügen: die hohe Kunst des Ausstattungsfilms, die übergroßen Gesten der Nachstummfilmära, die großen Gefühle aus zweiter Hand.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
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Gattung: | Drama; Spielfilm; Romanze |
Regie: | François Ozon |
Darsteller: | Charlotte Rampling; Romola Garai; Lucy Russell; Michael Fassbender |
Drehbuch: | François Ozon; Elizabeth Taylor |
Kamera: | Denis Lenoir |
Schnitt: | Muriel Breton |
Musik: | Philippe Rombi |
Webseite: | angel-lefilm.com; |
Weblinks: | concorde-film.de; imdb.de; ; |
Länge: | 134 Minuten |
Kinostart: | 09.08.2007 |
Verleih: | Concorde |
Produktion: | Fidélité Films , Poisson Rouge Pictures; SCOPE Invest; |
FSK: | 6 |
Jury-Begründung
Es gibt nicht viele Regisseure, die es schaffen, in jedem Film ein neues Genre auszureizen, die bei der Stoffwahl anscheinend vollkommen freie Hand haben und denen es gelingt, noch aus der trivialsten Geschichte opulentes Kino zu zaubern. Ohne Frage zählt Francois Ozon zu dieser Film-Elite, und mit „Angel“ ist ihm ein weiteres Meisterwerk in seinem jetzt schon unglaublichen Oeuvre gelungen.„Angel“ ist ein optischer Genuss, ist Kino par excellence. Virtuos hält Ozon seinen Film in einem riskanten Schwebezustand, nah an der Grenze zum Kitsch und zum schuldhaften Vergnügen, immer aber intelligent und erkenntnisreich. Die Verfertigung von Gefühlen, die Macht des Trivialen, die Träume vom großen Glück, die Bestseller-Industrie und die Widerstandskraft gegen die Schäbigkeiten der realen Welt, das sind die Themen von „Angel“. Zugleich zeigt uns Ozon eine Frauengestalt, die man nicht so schnell vergisst. Ihr Motto: „Das Reale interessiert mich nicht, nur das Schöne.“
Diesmal liegt der Reiz für den Betrachter nicht unbedingt im Mitfühlen, Mitleben mit den Protagonisten, sondern im durchweg eingehaltenen distanzierten Beobachten. In schönster Farbenvielfalt können wir der englischen Romanzen-Schriftstellerin Angel dabei zuschauen, wie sie in dieser angemessen überladenen Verfilmung eines Trivialromans der Schriftstellerin Elizabeth Taylor (1912 - 1975) aus dem Jahre 1957 ein Leben wie in einem Paradies führt, das für Außenstehende nichts weiter ist als eine Farce.
Echte Gefühle, wahres Leben haben in diesem Leben kaum einen Platz, sie werden verdrängt von einer Phantasie, die ihre Kraft aus der Verdrängung, der Vereinfachung, der kompletten Trivialisierung zieht. Wenn man sich auf diese Trivialität der Geschichte einlässt, dann erlebt man die hohe Kunst des Ausstattungsfilms, die übergroßen Gesten der Nachstummfilm-Ära, die großen Gefühle aus zweiter Hand, die mit etwas Distanz nur lächerlich wirken. Und gerade in diesem Risiko der vollkommenen Lächerlichkeit des Dargestellten liegt die Stärke dieser Ausstattungsorgie, die (bis zum Beispiel in die als solche mit künstlerischer Absicht erkennbaren Matte-Paintings bei den Auslands- und Londonreisen) eine Perfektion erreicht, wie sie im aktuellen europäischen Kino nur Ozon umsetzen kann.