Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Eine Mutter, die ihre beiden Kinder in einem Korb in den Schlaf wiegt, ein Säufer, der die Wahrheit auf dem Grund von seinem Wodka-Glas sieht. Die Menschen in Yulia Ruditskayas poetisch düsterem Kurzfilm sind Archetypen, die offensichtlich aus der russischen Erzähltradition entlehnt sind. Und so basiert AND THE MOON STANDS STILL dann auch auf einer Kurzgeschichte von Aleksey Tolstoy. Eine Handvoll Menschen lebt in einem kleinen Dörfchen, in dessen Nähe sich auch ein zerstörerischer Zauberer aufhält, der mit seinen Klauenhänden die Sterne und schließlich auch den Mond vom Himmel herunterholt. Dadurch wird eine Flut ausgelöst, die das Dorf ins Chaos stürzt. Doch aus den Tiefen des Wassers wird der Mond von Fischmenschen wieder zum Himmel emporgehoben. Eine mystische Geschichte vom Mondzyklus und der Wirkung, die der Mond auf der Erde und auf ihre Bewohner hat, wird hier mit souveräner Gelassenheit erzählt. Alles Irdische wird in holzschnittartigen Bildern in Schwarz- und Grautönen dargestellt, Mond und Sterne geben mit ihrem leuchtenden Gelb den einzigen farblichen Kontrast dazu. Der Film ist minimalistisch animiert, aber gerade dadurch bekommt jedes Bild seine Tiefe und sein Gewicht. Das Sounddesign und die Musik verstärken die märchenhafte Grundstimmung des Films, der ein kleines, dunkel funkelndes Meisterwerk ist.