An einem Morgen im Mai

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat mit 3:1 Stimmen das Prädikat" Besonders Wertvoll"erteilt.
Ein Fall von kidnapping wird gewöhnlich in seinen Spannungsmomenten als Actiondrama dargestellt, die Geschehnisse überstürzen sich, es geht um Minuten und Sekunden
Dieser Film ist anders. Er schildert die Veränderungen, die das Verschwinden eines Kindes für die Menschen bedeutet, die nach ihm suchen: für die Mutter vorweg, für ihre Beziehungen zu anderen Menschen, für den Vater und die Freunde. Wie reagieren Menschen auf derartige Ausnahmesituationen, wie " die Medien " , wie andere Eltern, Neugierige oder Verrückte ?
Der Film erzählt von ihnen in großer Ruhe, mit dem differnzierten Spiel hervorragender Schauspieler, denen die kleine und oft stumme Geste wichtiger ist als dramatisches Agieren.
Bemerkenswert ist dabei, dass vorschnelle Wertungen unterbleiben. Bei den geschiedenen Eltern des verschwundenen Kindes werden deshalb moralische Urteile, werden Schuld- und Unschuldsbeweisungen genauso weing nach Schwarzweiß-Manier verteilt, wie bei der Arbeit der Polizei , deren Routine sowohl als vorteilhaft wie als nicht immer angebracht charakterisiert wird, bei der Menschen arbeiten, die neben ihren Vorzügen auch ihre Schwächen haben.
Diese Differenziertheit des Urteils erstreckt sich auch auf Medien, die Freunde und Freundinnen der Familie, den Zugehmann und die kriminellen Figuren . Ein Film, der in Drehbuch und Regie, Wahl und Führung der Gestalten ein nuancenreiches Panorama menschlicher Beziehungen präsentiert un es am Beispiel eines Kidnappingfalles darstellt.