Amygdala

Filmplakat: Amygdala

Kurzbeschreibung

Vor dem Hintergrund mysteriöser Angriffe der Natur auf die Menschen entbrennt in einem abgelegenen bayerischen Alpendorf ein verbittertes Ringen um die Deutungshoheit der ungreifbaren Katastrophe.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm; Mystery
Regie:Fabian Altenried
Darsteller:Julia Urban; Antonia Brunnhuber; Emmerran Heringer-Boos; Josephine Brunnhuber; Julius Feldmeier; Leni Brunnhuber
Drehbuch:Fabian Altenried
Kamera:Smina Bluth
Schnitt:Antonella Sarubbi
Musik:Attila Makai
Länge:29 Minuten
Produktion: Schuldenberg Films Ahrens, Altenried, Gerega GbR
FSK:6
Förderer:BKM; FFF Bayern

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Dass die Amygdala jener Teil des limbischen Systems ist, der Emotion und insbesondere Angst und Wut beeinflussen kann, das musste auch die Jury erst einmal erfragen. Fabian Altenrieds gleichnamiger Kurzfilm entführt in die klaustrophobische Welt eines Dorfes im Chiemgau. Hier regieren Furcht und Misstrauen. In intensiven Bildern kann der Zuschauer gleich zu Beginn die Bewohner kennenlernen. Noch scheint es, als zögen sie nicht nur sprichwörtlich am gleichen Strang. Im Close-Up fährt die Kamera an deren Köpfen vorbei, während aus dem Off eine Frauenstimme die Charakterisierung und Beziehungen zueinander referiert.

Eine visuell äußerst starke Anfangsszene, die die Jury gleich gefangen genommen hat. Beinahe selbstständig, so zeigte sich in der Diskussion, setzte bei den Mitgliedern der Jury der Versuch ein, das Gesehene zu dechiffrieren. Allerdings sind die Informationen dazu anfangs noch zu dürftig. Erst im Lauf des Films erfährt der Zuschauer, dass sich durch eine Umweltkatastrophe das Leben im Dorf verändert hat. Den Kühen sind die Trommelfelle geplatzt, das Wetter schlägt Kapriolen, und angesichts einer nicht fassbaren Katastrophe werden die Handlungen der Dorfbewohner zusehends erratischer.

Altenried wagt es, die Akteure seines Films durchgehend in bayrischer Mundart reden zu lassen. Das ist nicht nur mutig, sondern trägt auch erheblich zur Authentizität von AMYGDALA bei. Tableaus, die das Sehen beherrschen, kurze Szenen, die eine Ahnung von etwas Großem, Unheimlichen entstehen lassen, irgendetwas zwischen Aberglaube, Virusangst und Umweltkrise. Auch ästhetisch ist Altenrieds Kurzfilm ein Genuss. Ausdrücklich lobte die Jury in der Diskussion die Kamera, die mit strengen, archaischen Bildern überrascht. Anfangs wägte sich die Jury noch sehr dicht an den Ängsten der Dorfbewohner. Leider aber, so zeigt sich im weiteren Verlauf der Diskussion, reicht der Ästhetizismus der Bilder der Jury später nicht mehr aus. Die Bilder verlieren zunehmend an Expressivität und hinterlassen eine gewisse Leere beim Betrachten. Ähnlich ergeht es der Jury auch mit den bei der Introduktion vorgestellten Bewohnern des Dorfes. In dem Maße, wie das Close-Up in eine Totale umschneidet, geraten auch die Charaktere und deren Eigenschaften zunehmend unscharf. Das darauf folgende Rate- und Zuordnungsspiel ist, so die Ansicht der Jury, dem Film nicht wirklich förderlich.

Dennoch, so resümiert die Jury, vermag Fabian Altenrieds Film mit atmosphärischer Dichte und einem tollen Szenenbild auf knapp 30 Minuten die beschränkten Innenansichten und Einsichten der Dorfbewohner zu vermitteln. AMYGDALA hat vor dem gewählten, ultra-authentischem Hintergrund die Voraussetzungen zu einem guten Mystery-Film und ist der Realität dabei doch sehr nahe. Daher möchte die Jury dem Film nach Abwägung aller Argumente das Prädikat „wertvoll“ verleihen.