Amor America

Kinostart: 06.04.89
1989

Kurzbeschreibung

Vergangenheit und Gegenwart argentinischer Kolonialgeschichte: Bericht über die Bemühungen einer Indianerin, ihre Kultur wiederzuentdecken.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Ciro Cappellari
Drehbuch:Ciro Cappellari
Kamera:Ciro Cappellari
Schnitt:Regine Heuser
Länge:113 Minuten
Kinostart:06.04.1989
Verleih:Ex Picturis Filmverleih
Produktion: Wolfgang Pfeiffer GmbH Wolfgang Pfeiffer

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Als vor rund 100 Jahren die „Huincas“, die Weißen, weit ins Landesinnere vorstießen, um mit brutaler Gewalt die fruchtbaren Böden an sich zu reißen und deren bisherige Eigentümer, die Mapuche-Indianer (um die es in diesem Film vor allem geht), zu ermorden, zu verschleppen oder zu versklaven, geschah es aus rein merkantilen Interessen, nämlich zu dem Zweck, Europa mit Rindfleisch zu beliefern. Damals wurde im Zuge der Eroberung die Bahnlinie „General Boca“ erbaut, mit der jetzt eine in Buenos Aires als Schauspielerin lebende Mapuche-Frau in das Land ihrer Vorfahren reist – auf den letzten Spuren der Kultur ihres Stammes und begleitet von einem argentinisch-deutschen Filmteam. Was diese Indianerin auf ihrem anrührenden Trip in die Vergangenheit ermitteln und vermitteln kann, ist nicht mehr viel, dennoch so viel, dass das Erschrecken über die Höhe des Identifikationsverlustes eines vernichtend dezimierten Volks den bislang uninformierten Zuschauer betroffen macht.

Autor, Regisseur und Kameramann gelangen zu einem atmosphärisch verdichteten Einstieg. Die historischen Voraussetzungen werden sachlich, ohne verbale Anklage geliefert, die Leitfiguren sind sofort präsent; in suggestiven Landschaftsbildern – der D-Zug als rollender roter Faden – werden sie zu den Schauplätzen ihres Anliegens transportiert. Dort sieht sich der Betrachter mit dem immer gleichen, vielfach variierten Thema konfrontiert: in authentisch überlieferten Berichten, in Folkloreszenen mit Aufführungen im Straßentheater-Stil und schließlich in wortreichen Gewerkschaftsdiskussionen.

Der Bewertungsausschuss bemängelt einige Längen, aber begrüßt, dass dies keiner der überheblichen „Dritte-Welt-Filme“ geworden ist, die dazu neigen, von einem eurozentristischen Standpunkt aus führungsideologische Ansprüche, wenn auch nicht zu formulieren, so doch durchscheinen zu lassen. Denn hier kommen ausschließlich Betroffene zu Wort, deren Vorschläge und Anklagen um so aufgeschlossener von den „Huincas! Beherzigt werden sollten.