Amateur

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Keine Verfolgungsjagd, keine Geiselnahme, keine Polizeifilmklischees - dennoch Spannung vom ersten bist zu letzten Bild. Eine menschliche Tragödie, der unzählige komödiantische Tupfer die Schwere des Dramas nehmen. Und ein Ensemble von Darstellern, das der Geschichte kammerspielhafte Züge zu geben versteht. Jedes Gesicht eine Ereignis, jede Figur individuell ausgeprägt. Das alles in einem New York, das so gar nicht amerikanisch wirkt.
"Amateur": ein listiger Titel, mit dem der Autor/Regisseur seinen Hang zum Untertreiben tarnt. Unprofessionalität behauptet er zu suchen, und tatsächlich kommt sein Konzept ohne jede Routine, ohne Schablone, ohne Bedienung von gängigen Erwartungshaltungen aus. Kein Vorgang vollzieht sich glasklar, alle Situationen scheinen Geheimnisse zu verbergen, und es ist, als sei jede Figur von einem Panzer umgeben, der erst mühsam von einer Entwicklung, die nicht von außen kommt, gesprengt werden muss. Fragen bleiben, die nicht zu beantworten sind: "Amateur" - eine ausgeklügelte Metapher für Perfektion.
Köstliche Details: die sentimentale Polizistin mit dem guten Herzen, der chaotische Gangster, der keiner ist, die ehemalige Nonne, die sich zur pornographischen Schriftstellerin gemausert hat und sehnsüchtig auf ihren ersten Orgasmus hofft: Isabelle Huppert mit scheinbar unbewegtem Gesicht, in dem sich ein Meer von Gefühlen verbirgt.