Amadeus

Kinostart: 26.10.84
1984
Filmplakat: Amadeus

Kurzbeschreibung

Die letzten 10 Lebensjahre von Wolfgang Amadeus Mozart, erzählt von seinem Rivalen, dem Hofkomponisten Antonio Salieri.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Musikfilm; Spielfilm; Biopic
Regie:Miloš Forman
Darsteller:Tom Hulce; F. Murray Abraham; Elizabeth Berridge
Drehbuch:Peter Shaffer
Kamera:Miroslav Ondricek
Schnitt:Michael Chandler; Nena Danevic
Musik:Neville Marriner
Weblinks:;
Länge:160 Minuten
Kinostart:26.10.1984
Verleih:Tobis
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dieser Film, der nicht nur eine Biographie des Wolfgang Amadeus Mozart sein will, besticht durch die Raffinesse, mit der er psychologisch den Konflikt des Genies mit dem Mittelmaß thematisiert (allen voran der gewiss nicht verachtenswerte Antonio Salieri): aus der sicht gerade dessen, der dem Genie nicht gewachsen ist, werden neid und Hinterhältigkeit als menschliche Eigenschaften dargestellt, die jedem eigentümlich sind und ohne Anerkennung und Bewunderung des Beneideten nicht erklärbar wären. Auf der anderen Seite beschreibt der Film die lebenslange Abhängigkeit Wolfgang Mozarts von der Person des (Über-) Vaters Leopold, der im überkommenen Sinne des Moment von Pflicht, Fleiß und Anstand bedrohlich repräsentiert, ohne die Größe des Sohnes zu bemerken, geschweige denn anzuerkennen.
Dramaturgisch realisiert der Film dieses Spannungsgefüge Missgunst, Anerkennung und Abhängigkeit geschickt in der Person des Antonio Salieri, der Mozart gern (und sei es durch Mord) als Konkurrenten und Liebling der Götter ausschalten möchte, dem dies aber nicht gelingt und der schließlich im Alter (senil, wahnsinnig und doch in Erkenntnis seines hinterhältigen Neides und Mozarts Einzigartigkeit) sich seiner Schuld stellen muss.
Der film von Milos Forman vergegenwärtigt dies nicht auf einer abstrakten, sondern höchst sinnlichen Ebene: Mozarts Musik ( in diesem sinne gewiss psychologisiert, aber nicht biografisch interpretiert) wird als Ausdruck menschlicher Leidenschaften in den Mittelpunkt der Handlung gerückt, neben der selbst die Hauptgestalten des Films eher dienenden Charakter haben. Gerade die Opern, deren Szenen mit großer Eindringlichkeit und Ausdruckskraft realisiert sind, werden so zu einem Bild menschlichen Lebens und Erlebens, das unabhängig vom Genialen oder Mittelmäßigen seine Bedeutung behält.
Ausstattung und Besetzung sind erlesen in des Wortes guter wie gelegentlich auch abträglicher Bedeutung: manchmal ist das guten fast zuviel getan. Die Besetzung betont das Typenhafte in den Nebenrollen, ist aber in den Hauptrollen eher psychologisch motiviert: die Führung der Darsteller (und der Rollenträger in den Opernszenen) ist bei den wesentlichen Gestalten wie in den Massenszenen hervorragend auf das Aussageziel der Inszenierung konzentriert.
Die zeitkritische Bedeutung des Films liegt gewiss nicht in der Vergegenwärtigung historischer Ereignisse oder Verhältnisse, sondern darin, dass der Film die Beziehung zwischen Genie und Mittelmaß zum Gegenstand hat.
Dr. Gerd Albrecht