Alter weisser Mann

Kinostart: 31.10.24
2024
Filmplakat: Alter weisser Mann

FBW-Pressetext

Die neue Komödie von Simon Verhoeven behandelt viele Themen rund um das heiße Eisen der ‚Woke Culture‘ und ‚Political Correctness‘. Ein hochamüsanter Filmspaß, der einer zutiefst ernst geführten Diskussion einen augenzwinkernden Spiegel vorhält.

Heinz weiß, welche Worte man nicht mehr sagen darf. Er weiß auch, dass es wichtig ist, divers zu sprechen, divers zu handeln, divers zu denken. Doch Heinz tritt einfach immer wieder in Fettnäpfchen, die ihm das Leben in seiner Firma, in der er Verkaufsleiter ist, nicht wirklich einfacher machen. Als dann auch noch von einer Unternehmensberatung eine KI installiert wird, die die Firma ‚optimieren‘ will, und sein Vorgesetzter ihm immer mehr Druck macht, entschließt sich Heinz zur Flucht nach vorn. Er wird allen beweisen, wie weltoffen, politisch korrekt, generationsverbindend und divers auch ein alter, weißer Mann sein kann.

Eine ‚gesellschaftspolitische Komödie‘ – so nennt Simon Verhoeven seinen neuen Film. Und er zeigt, dass ihm der Spagat zwischen dem gesellschaftlich Relevanten und dem humorvoll Unterhaltsamen überzeugend gelingt. ‚Political correctness‘ und ‚Wokeness‘, aber auch die Generationskonflikte zwischen ‚Baby Boomern‘ und ‚Generation Z‘ sind Themenfelder, die hochaktuell in vielen Diskussionen, ob medial, öffentlich oder auch in den eigenen vier Wänden stattfinden. Doch der Fokus von ALTER WEISSER MANN liegt nicht auf einer Anklage einer der Positionen, sondern auf einem versöhnlichen Aufeinanderzubewegen – durch Diskussion und Respekt. Dass der Film in seinem Witz und Tempo funktioniert, liegt auch an dem spielfreudigen Ensemble, angeführt von Jan-Josef Liefers, der sich mit Verve in seinen Charakter stürzt und Heinz nicht als einen ignoranten Poser darstellt, sondern als einen Menschen, der einfach immer versucht, das Richtige zu tun und mit diesem Versuch oft sehr unglücklich – und eben menschlich – über das Ziel hinaus schießt. Als eine Art „Gegenspieler“ fungiert der wie immer großartige Michael Maertens als Heinz‘ Boss, der völlig opportunistisch sein Fähnlein nach dem politisch korrekten Wind hängt, ohne aber innerlich von irgendwelchen Werten oder anstehenden Veränderungen in der Gesellschaft überzeugt zu sein. Das gesamte Ensemble setzt sich aus verschiedenen Generationen und Blickwinkeln zusammen und in der zentralen kongenial montierten Szene gegen Ende des Films kommen all diese Perspektiven gemeinsam an den Esstisch und alles kommt auf den Tisch. Verhoeven und seinem Team ist ein Film gelungen, der seinen Finger auf die aktuellen ‚Wunden‘ unserer Gesellschaft legt und sie mit versöhnlich augenzwinkerndem Humor verhandelt.

Filminfos

Gattung:Komödie; Spielfilm
Regie:Simon Verhoeven
Darsteller:Jan Josef Liefers; Nadja Uhl; Elyas M'Barek; Friedrich von Thun; Michael Maertens; Meltem Kaptan; Momo Beier; Juri Winkler; Sarah Mahita
Drehbuch:Simon Verhoeven
Kamera:Jo Heim
Schnitt:Stefan Essl; Denis Bachter; Felix Schmerbeck
Musik:Segun Akinola
Webseite:leoninedistribution.com;
Weblinks:kinofans.com;
Länge:116 Minuten
Kinostart:31.10.2024
Verleih:Leonine
Produktion: Wiedemann & Berg Filmproduktion GmbH & Co. KG, Sentana Filmproduktion; Leonine Studios;
FSK:6
Förderer:FFA; MBB; FFF Bayern; DFFF; Bayerische Staatskanzlei

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Gendersternchen, Diversity, Klimaaktivismus, Selbstoptimierung – die neue Komödie von Simon Verhoeven lässt kaum eines der Stichworte aus, über die sich heutzutage Familien und Freundeskreise zerstreiten und mit deren Beachtung oder Nichtbeachtung sich vermeintlich Karrieren entscheiden. Mit dem von Jan-Josef Liefers gespielten Familienvater Heinz Hellmich setzt der Film eine Figur in den Mittelpunkt, die einerseits Karikatur des deutschen Spießers ist – ein Bürokrat mit Einfamilienhaus, sympathischer Familie und vielen guten Absichten –, andererseits aber auch für eine Art durchschnittliche deutsche "Normalität" stehen soll. So mag dieser Heinz Hellmich in seiner Wortwahl zwar nicht die Vorgaben der "woken political correctness" erfüllen, aber eigentlich, das steht von vornherein fest, meint er es nicht böse.

Für eine Komödie ist das eine legitime Voraussetzung, allerdings verleiht sie der Handlung, in der es darum geht, dass Heinz seine "Wokeness" beweisen muss, um befördert zu werden, nur eine geringe Fallhöhe. So werden im Lauf des Films Heinz und seiner Familie zwar jede Menge Missverständisse und Slapstick-hafte Unfälle in den Weg gestellt, die vor allem Heinz und seinen Vater Georg (Friedrich von Thun) immer wieder "schlecht" aussehen lassen, aber sämtliche Figuren – mit der bezeichnenden Ausnahme des sehr viele Klischees verkörpernden Vorgesetzten von Heinz – erweisen sich am Ende des Tages als gute Menschen mit besten Absichten.

Auf einer Ebene funktioniert der Film bestens: Er ist elegant geschnitten und gibt Tempo vor, wenn er auch nach Meinung der Jury ein wenig braucht, um in Gang zu kommen. Die positive und konstruktive Botschaft „Lasst uns doch einfach miteinander reden!“ - wird vom gut aufeinander abgestimmten Ensemble mit seinen vielen überzeugenden Schauspieler*innen auf ansprechende Weise rübergebracht, erweist sich aber wegen beschriebener mangelnder Fallhöhe auch als etwas zu flach. In jedem Fall transportiert der Film gute Werte – "Wenn wir uns alle an einen Tisch setzen, können wir die Probleme lösen" –. Der Film vereint viele hochaktuelle Themen und Aspekte in sich, die er mit Witz und Tempo aufgreift. Vielleicht, so die Jury, sind es auch zu viele Aspekte, die verhindern, dass jeder einzelne von ihnen wirklich nachhallen kann.