Alte Bambusbäume sollen ihren Nachwuchs lieben

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Dieser dokumentarischer Film bewegt sich auf drei erzählerischen Ebenen. Auf der ersten begleiten wir einen jungen Vietnamesen, der durch Terre des hommes in die Bundesrepublik gekommen war, zurück in seine Heimat, die heute zur sozialistischen Volksrepublik Vietnam gehört. Auf einer zweiten Ebene wird versucht, dem Themenfeld Rehabilitation von Kindern am Beispiel junger Vietnamesen nachzugeben. Auf einer dritten Ebene wird sozusagen die „poetische Stimme des Volkes“ zur Geltung gebracht, mit deren Hilfe der Zuschauer Gelegenheit bekommt, sich in den größeren Zusammenhang der Volksmythen Vietnams hineinzuversetzen, im bildlichen wie im „Liedgut“.

Es fällt schwer, die rein zeit-dokumentarischen Montagefolgen von denen „getrennt zu sehen“, die einer bestimmten sozialen, zunehmend auch politischen Überzeugung verschrieben sind. Bleiben die Rückblenden mit dokumentarischem Material aus dem Vietnam-Krieg, die zu einer durchaus eigenen Kompilationsdichte führen, noch im Bereich des historischen Zitats, so muss doch in demselben erzählerischen Zusammenhang festgestellt werden, dass agitatorische, politische Zitate dann zunehmend stören – bis hin zu der Schlusseinstellung mit dem „Großen Vorsitzenden“, die an plakativer Propagandakonsequenz kaum zu übertreffen sein dürfte. Unter einer solchen ästhetischen Ambivalenz muss dieser Film um so mehr leiden, als er eindrucksvolle filmische Sequenzen über die Rehabilitations-Arbeit präsentiert und in seinen Totalen so geduldig vorgeht, dass dem Auge des Zuschauers wohltuend Chancen geboten werden, sich selbstständig weiterzuorientieren. Die Filmemacher hätten sicher gut daran getan, sich für eine der in diesem Film vorhandenen Linien zu entscheiden.