Als die Liebe laufen lernte

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat dem Film mit 3:2 Stimmen das Prädikat "wertvoll" erteilt.

Eine mehr oder weniger willkürliche Zusammenstellung von Ausschnitten aus sog. "Aufklärungsfilmen" der 60er und 70er Jahre bietet naturgemäß dem Zuschauer zwei Jahrzehnte später Anlass zum Schmunzeln, vielleicht auch zu insgeheimen Entsetzten, auf jeden Fall zu der Erkenntnis, dass die behandelten Themen beträchtlich Patina angesetzt haben. Immerhin: Den Bruch sexueller Tabus unterstützt zu haben, zu einem Zeitpunkt, als die Studentenbewegung in der Bundesrepublik auch das politische Klima veränderte, ist das Verdienst eines filmischen Genres, auch wenn ihm Halbherzigkeit oder gar Verlogenheit und vor allem ökonomische Spekulation nicht abgesprochen werden kann.

Das Prädikat, das zu vergeben der Ausschuss sich entschloss, deckt weniger das Thema selbst ab, nämlich das triviale Abbild vom "Wunder der Liebe", als die Darstellung der Zeit, in der "die Liebe laufen lernte". Das gleichsam beiläufige Ambiente, das erkennbar kleinbürgerliche Milieu, der Reiz der Authentizität am Rande macht die Collage zum unterhaltsamen Dokument (der Epoche, nicht der behandelten Filmausschnitte, deren Dokumentarismus nur vorgegaukelt war). Der Verzicht auf eine Kommentierung wird als wohltuend empfunden, zumal sich die 'dröge' Didaktik der zitierten Zeitgenossen als ausreichend entlarvend erweist.