Filmplakat: Almost Home

FBW-Pressetext

Eine Welt in der Zukunft: Jakob ist mit seiner Mutter nun schon über 2 Jahre in einem engen Raumschiff unterwegs. Doch jetzt sind Mutter und Sohn auf dem Weg zur Erde und Teenager Jakob, der gesundheitlich beeinträchtigt ist, kann es nicht mehr abwarten, endlich zurück in sein altes Leben zu kommen. Als die Beiden die Nachricht von einer Pandemie erhalten, die für Jakob lebensbedrohlich sein kann, will die Mutter die Rückkehr abbrechen. Doch was will Jakob selbst? Der Abschlussfilm von Nils Keller an der HFF München (produziert von Jonas Lembeck, lehof Media) beeindruckt nicht nur durch seine technische Raffinesse in Ausstattung, Kamera und der Schaffung einer authentischen „Space“-Atmosphäre, sondern auch durch seine sehr dichte Erzählweise, die knappen und auf den Punkt gesetzten Dialoge und der präzisen Schauspielführung eines kleinen Ensembles (hochkarätig besetzt mit Susanne Wolf, Jeremias Meyer und Stephan Kampwirth in den Hauptrollen). Dass die Geschichte auch als Kommentar auf die Corona-Situation seit 2020 gelesen werden kann (das Gefühl der Isolation und des „Weggesperrtseins“ vom echten Leben), ist eine weitere Qualität dieses hochverdienten Gewinners des Studenten-Oscars 2022. ALMOST HOME vermittelt die Frage nach Selbstbestimmung und den Konflikt zwischen Wissenschaft und Glaube auf künstlerisch hoch anspruchsvolle und beeindruckende Weise.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Science-Fiction; Coming-of-Age; Kurzfilm
Regie:Nils Keller
Darsteller:Susanne Wolff; Jeremias Meyer; Stephan Kampwirth; Patricia Meeden; Malaya Stern Takeda
Drehbuch:Nils Keller; Maximilian Richert
Kamera:Georg Nikolaus
Schnitt:Jan von Stebut
Musik:Hans Könnecke
Webseite:lehofmedia.com;
Länge:29 Minuten
Produktion: Le Hof Media GmbH, HFF Hochschule für Fernsehen und Film München; BR Bayerischer Rundfunk;
Förderer:FFF Bayern; HFF München

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine Welt in der vielleicht nicht allzu fernen Zukunft: Der Mars ist besiedelt, 80.000 Einwohner zählt er bereits, die im Individualverkehr zur Erde zurückkehren können. Nico ist mit seiner Mutter seit zwei Jahren im Weltall unterwegs, auf dem Weg zurück zur Erde. Nico hat eine Autoimmunerkrankung, und sowohl die Isolation als auch die Schwerkraft haben seine Gesundheit deutlich verbessern lassen. Kaum angedockt, erreicht die beiden allerdings die Nachricht, dass ein für Nico gefährlicher Virus auf der Erde grassiert.
Räumliche und soziale Isolation als Voraussetzung des Überlebens – ALMOST HOME reflektiert im Grunde die Frage nach Selbstbestimmung, die Frage danach, ob nicht jeder selbst entscheiden können muss, welche Risiken er/sie fürs eigene Leben in Kauf nehmen möchte. Damit adressiert der Film in Ansätzen zwar aktuelle Thematiken, die im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie intensiv diskutiert wurden, trägt diese Bezüge aber weniger vor sich her als Zusammenfassungen es vermuten lassen. ALMOST HOME nämlich hat sehr viel mehr zu bieten als das – technische und gesellschaftliche Zukunftsvisionen, eine perfekt umgesetzte Spannungsdramaturgie sowie eine visuelle Opulenz, die keine Vergleiche mit weitaus größeren Produktionen scheuen muss. Weltraum-Science-Fiction zählt ganz sicher nicht zu den üblichen Genres des deutschen Films, und so überrascht diese studentische Arbeit mit detailverliebter Ausstattung, zahllosen schönen Ideen und technischen Finessen. ALMOST HOME erscheint der Jury damit als gelungener und vielschichtiger Genrefilm, dessen erzählerische Ebene unsere Gegenwart auf sehr individuelle Weise spiegelt.