Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Die sehr ausführliche und spannende Jury-Diskussion zum Film drehte sich vor allem um die inhaltliche Interpretation der Geschichte um den jungen Younus. Ein sehr ausgeklügeltes Drehbuch mit dem Blick für Details führte die Jury Schritt für Schritt zu dessen Auflösung. Bietet schon der Filmtitel den ersten Hinweis, so ist die Widmung am Ende des Films „für meinen Vater“ der finale Schlüssel. Das Spiel zu Beginn zwischen Younus und André, die Fahrt im Riesenrad, der sportliche Kampf inklusive endlicher Aufgabe in der Turnhalle, das Zerstören von Gegenständen, das Spiel mit der Schaufensterpuppe. All dies zeigt uns, wie der Junge auf ständiger Suche nach Nähe und Zuneigung ist, die dann wieder in Ablehnung umschlägt. Der Ohrring, das Betasten des Körpers von André und der Puppe sind deutliche Zeichen erotischer Suche und Neugier. Er fühlt die Leere in sich, ist unsicher. Auf Suche nach Nähe und Attraktion folgt Ablehnung. Letztlich geht es um seinen Vater, vielleicht ein Akt der Befreiung von diesem. In den Augen der Jury ist André nicht zwingend selbst der Vater – ein Eindruck, den die Jury aufgrund des sehr jungen Erscheinungsbildes der älteren Figur hatte, sondern vielmehr eine väterliche Symbolfigur für Younas Vater, der vielleicht unnahbar und zu wenig für ihn da ist. Mit viel Andeutungen und Symbolik erschließt sich sein Schicksal. Eine gute Kameraführung mit stimmigen Bildern ersetzt die Dialoge fast vollständig. Sehr gerne zeichnet die Jury den Film mit dem höchsten Prädikat aus.