Africa addio
Kurzbeschreibung
Der Film zeigt die Phase der Dekolonisation in Ostafrika. Im Wesentlichen werden zwei Ereignisse in den Mittelpunkt gerückt: Der Mau-Mau-Aufstand in Kenia und der Massenmord an arabischstämmigen Sansibaris während der Revolution von SansibarFilminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Gualtiero Jacopetti; Franco Prosperi |
Musik: | Riz Ortolani |
Länge: | 140 Minuten |
FSK: | 18 |
Jury-Begründung
Nur unter starken Bedenken und mit knapper Mehrheit hat der Bewertungsausschuss dem Film das Prädikat wertvoll verliehen. Der Film bietet beträchtliche Angriffsflächen. Es kam nur darauf an, zwischen den Vorzügen und den Schwächen dieses Films sorgfältig abzuwägen.Die Mehrheit des Ausschusses ist der Überzeugung, dass der Film schon dadurch einen beträchtlichen Wert gewonnen hat, dass er sehr seltenes dokumentarisches Material aus Afrika zu zeigen vermag, dessen unverminderte Aktualität das Publikum tief beeindrucken wird, auch wo das Publikum dem Fazit des Kommentars nicht immer folgen wird. Der Betrachter bekommt einen Einblick in die schrecklichen bislang weitgehend unbewältigten Wirren auf dem afrikanischen Kontinent und wird mit dem Wesen des afrikanischen Menschen auf eine neue, meist erschreckende Weise konfrontiert. Die harte Schockwirkung des Films löst einen ungewohnten, vielleicht jedoch heilsamen Einblick in die Wirklichkeit des schwarzen Kontinents aus, auch wo man die bewusste Einseitigkeit des Films durchschaut.
Es kann nicht bestritten werden, dass der Film wesentliche Qualitäten in der Kameraarbeit hat, auch in der Leistung der Regie und in der dramaturgischen Zuordnung der einzelnen Teile. Es gibt in dem Film, gerade zwischen den einzelnen Themenkreisen, ausgezeichnete Schnitte. Regie und Kamera beweisen einen starken Spürsinn für wirkungsvolle Bildfolgen.
Bereits hier muss jedoch die Kritik an dem Film einsetzen: denn gerade dieser Spürsinn für das wirkungsvolle Arrangement hat dem Film auf weite Strecken seiner möglichen Glaubwürdigkeit beraubt. Der Ausschuss nimmt nicht Anstoß daran, dass die Aufeinanderfolge der einzelnen Themenkreise hinterher geschickt arrangiert wurde, aber er nimmt Anstoß daran, dass der ganze Film das Parfum der Manipulation und des Arrangements verbreitet. Das fällt um so mehr ins Gewicht, als der Film in seiner Begleitmusik, aber auch in bestimmten Bildeinstellungen (die vielen Gegenlichtaufnahmen!) eine Neigung zum Sentimentalen zeigt, die der Härte der meisten Bildfolgen erheblich widerspricht.
Wahrscheinlich lassen sich alle Vorgänge, die dieser Film zeigt, glaubhaft belegen. Eben das bestimmte ja die Mehrheit des Ausschusses, das Prädikat trotz aller Bedenken zu erteilen. Dennoch macht sich in dem gesamten Film eine nicht immer erfreuliche Neigung zur Überzeichnung des Makabren bemerkbar. Die Kamera weidet sich über Gebühr an abscheulichen Vorgängen. So wird mehrmals der Rahmen eines dokumentierenden Films über die grauenvollen Vorgänge in Afrika verlassen.
Immerhin bleibt es ein Vorzug dieses Films, dass das Team von Jacopetti so viele widersprüchliche Vorgänge auf dem schwarzen Kontinent mit seiner intensiven Kameraarbeit aufnehmen konnte. Das bleibt auch dann ein Vorzug, wenn man dem Kommentar keineswegs immer zu folgen bereit ist. Der Kommentar zieht nicht nur Schlüsse, die womöglich dem wahren Sachverhalt widersprechen; er drückt sich vor allem oft um eine klare Aussage. Das fällt besonders bei den Bildfolgen aus der südafrikanischen Union auf. Der Film hätte weit hilfreicher sein können, wenn der Kommentar entschiedener formuliert worden wäre.
Der afrikanische Mensch wird in diesem Film nahezu ausschließlich in Extremsituationen gezeigt. Auch das gehört zu den Schwächen des Films. Da aber in Europa jene schrecklichen Ereignisse, die der Film zeigt, weitgehend unbekannt sind, hat dieser Film doch einiges Gewicht.