Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Kriminalgeschichte, Sittengemälde, Revue, Musical - all das vereint François Ozon in seinem Film, in dem acht Frauen unterschiedlichen Alters auf engem Raum zusammen sind und sich mit einem angeblichen Mord auseinander setzen müssen. Die Ausgangsituation erinnert an Agatha Christie. Doch Ozon zitiert nicht nur aus der englischen Kriminalliteratur, sondern vor allem aus der Kinogeschichte und bedient sich der Versatzstücke aus diversen Genres. Das fängt mit den klassischen französischen Musikfilmen an und geht weiter über Höhepunkte der amerikanischen Filmgeschichte. Dreh- und Angelpunkt aber sind die acht Frauen, die das Schicksal in der Luxuskulisse einer Villa auf dem Lande zusammengeführt hat. Der Plot ist dabei weniger wichtig als die Inszenierung, die leicht und locker mit Klischees und selbst mit problematischen Themen wie Gier, Mord, Intrigen und den machtpolitischen Strukturen innerhalb von Familien umgeht. Jede der Frauen ist gezwungen, im Laufe der Handlung die Maske abzulegen, die sie aufgrund gesellschaftlicher Zwänge und Normen trägt. Doch auch diese Entlarvung von Schwächen und Lastern, dieses Aufdecken eines Doppellebens hinter der wohlanständigen Kulisse des Scheins geschieht auf spielerische Art und Weise. Insbesondere das Design, die Kamera, die Farbgebung und die Mode harmonieren in diesem melodramatischen und zugleich satirischen Kammerspiel geradezu perfekt.