Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
„Vier Verse für Syrien“ wäre im Grunde ein besserer Titel für diesen Kurzfilm, denn seine Mittel sind, sowohl auf der Bild- wie auch auf der Tonebene, eher die der Poesie als die des Dramas. So ist dieses Werk auch eher ein Requiem als eine Tragödie. Der Film basiert auf einem gleichnamigen Gedicht von Raed Wahesh. In vier Teilen wird hier von der Bedrohung der syrischen Kultur und der Hoffnung auf ihre Wiedergeburt erzählt. Waref Abu Quba und Kevork Murad präsentieren die syrische Baukunst, das Leben auf den Märkten, die kunstvollen Ornamente, Keramik und Kaligrafie mit grafisch wirkenden Illustrationen, die ineinander übergehen- es wird in Bilder hinein und wieder herausgegangen und in der Bewegung von rechts nach links kommen immer neue Elemente ins Bild. Zuerst wird so der Reichtum der syrischen Kultur präsentiert, dann seine Bedrohung und Zerstörung gezeigt. Von der antiken Architektur sind nur Ruinen übrig, die Menschen fliehen und nehmen Koffer mit, in denen sie ihre Kultur in der Form von Bildern, Büchern und anderen Artefakten mit in die Fremde nehmen und so bewahren. Und so kann im utopischen vierten Teil aus diesen Samen die syrische Kultur wieder aufkeimen. Der Film feiert den Reichtum dieser Kultur und beklagt ihren Verlust. Dabei gelingt es den Filmemachern, eine Stimmung von erhabener, trauriger Schönheit zu schaffen. Dafür bedienen sie sich souverän der Stilistik und der Bilder- und Zeichenwelt Syriens, sodass ihr Film selber auch solch ein Koffer voller geretteter syrischer Kultur im Exil ist.