Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Victor Orozco Ramirez verarbeitet in seinem Essay-Kurzfilm sein Verhältnis zum Internet. Auf der Tonebene reflektiert er im Rahmen eines autobiografischen, literarischen Textes, bei dem er den Bogen von Weisheiten seiner Großmutter bis zum Hinterteil des Medienstars Kim Kardashian spannt. Auf der Bildebene nutzt er ausschließlich Bildmaterial, das aus dem Internet kopiert ist. Diese Aufnahmen, die etwa auf YouTube von Nutzern hochgeladen wurden, hat der Künstler dann nachgezeichnet und animiert, sodass die Originalbilder manchmal kaum noch erkennbar sind, auch durch seine im Stil eines Trickfilms umgestalteten Neuinterpretationen. Diese Kollage folgt frei und spielerisch dem gesprochenen Text – so werden etwa dann, wenn Ramirez von seiner Großmutter redet, Bilder gezeigt, deren Ursprung historische Aufnahmen sind. Wenn Ramirez dann darüber reflektiert, wie das Internet seine Sicht auf die Welt verändert hat, zeigt er Bilder, die eher seinen eigenen Sichtungsvorlieben entsprechen. Mit seinem Film lässt er eine Bilderflut auf die ZuschauerInnen los, in der diese unweigerlich ins Schwimmen kommen und nicht mehr verarbeiten, kritisch hinterfragen oder erinnern, sondern nur noch schauen können. „Ich habe meinen Willen schon vorher abgegeben“ lautet einer der Kernsätze seines Textes. Und durch den originellen medienkritischen Ansatz schlägt Ramirez hier das Internet mit seinen eigenen Mitteln.