23

Kinostart: 14.01.99
1998

Kurzbeschreibung

Ende der 80er Jahre gelingt es zwei Computer-Freaks, in die
Zentralrechner von Großunternehmen einzudringen. Sie verkaufen
ihre Informationen an den KGB und werden selbst Opfer von
Drogenexzessen und Verfolgungswahn.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Thriller
Regie:Hans-Christian Schmid
Darsteller:Dieter Landuris; August Diehl; Fabian Busch
Drehbuch:Michael Gutmann
Kamera:Klaus Eichhammer
Schnitt:Hansjörg Weißbrich
Musik:Enjott Schneider
Länge:99 Minuten
Kinostart:14.01.1999
Verleih:Buena Vista Filmverleih
Produktion: Claussen + Putz Filmproduktion GmbH, Claussen + Wöbke Filmproduktion;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Stoff hätte auch die Vorlage für einen reißerischen Agenten-
oder Actionfilm abgeben können. Es ist das große Verdienst des
Buches und der Autoren, darauf bewußt verzichtet zu haben.
In ihrer Beschränkung auf eine quasi Innenansicht des Sujets
entwickelt sich eine berührende Geschichte um den Helden Karl und
seinen Freund David, die zunächst unbedarft und vor dem
gesellschaftlichen Hintergrund der 80er Jahre von der
Verbesserung der Welt träumen, inspiriert von ihren großen
Vorgängern, den Illuminatoren und Geheimbündlern (und hier keine
geringeren als Herder, Mozart, Goethe, Bach). Anders als sie,
nämlich als Computerfreaks, aber getreu dem alten Leitspruch
"Nichts ist wahr, alles ist erlaubt" machen sie sich auf ihren
ureigenen Weg. Eine breit angelegte Exposition läßt den
Protagonisten und der Geschichte auch Raum für eine
differenzierte Zeichnung des idealen Impetus und der sozial
konkreten Situation (Generationskonflikt u.a.). Über das
zusätzliche Einbinden von Nachrichten und Medienalltag entwickelt
sich eine dokumentarisch-fiktive Story, die den Zuschauer
zunehmend in den Sog und die Zwanghaftigkeit der sich
eskalierenden Ereignisse zieht.
Der sympathische, flapsige, sich selbstironisierende Karl gerät
mit seinem Freund als naiver Computerhacker zunehmend in die
Abhängigkeit der politischen Mächte, mit denen er, mit einem
durchaus elitären Sendungsbewußtsein ausgestattet, liebäugelt.
Dramaturgisch konsequent und präzise entwickeln Buch und Regie
aus dem riskanten Spiel mit den Mächten (KGB, Bundesver-
fassungsschutz) eine Charakterstudie und das Psychogramm eines
Helden, dessen Angstzustände ihn in die Schizophrenie und
schließlich in den Selbstmord treiben.
Der Film verschweigt nicht die fatale Kriminalisierung und
finanzielle wie auch Drogenabhängigkeit Karls. Daß er sich am
Ende korrumpieren läßt und sein "Team" verrät, führt zu einem
totalen Verlust der alten sozialen Bindungen.
Um die damit im Zusammenhang stehenden Fragen der Ohnmacht und
Fremdbestimmung des einzelnen gegenüber der Macht konzentriert
der Film seine Geschichte und differenziert seine ideellen
Fragestellungen.
Bemerkenswert sind die durchweg guten darstellerischen
Leistungen.
Die Kameraführung, Bildgestaltung und -komposition schaffen
ebenso Spannung, aber auch die erforderliche Konzentration und
Ruhe für die einzelnen Szenen.
Souverän und sparsam und immer im Sinne der Geschichte setzt die
Regie die notwendigen computertechnischen Elemente ein.
Der Kommentar, die Slowmotioneffekte und die dokumentarischen
Bilder fügen sich ebenso mühelos, fast beiläufig ein.