Wunder

Kinostart: 25.01.18
VÖ-Datum: 28.05.18
2017
Filmplakat: Wunder

FBW-Pressetext

Zu Herzen gehendes, inspirierendes Erzählkino über einen besonderen Jungen, der lernen muss, in der Welt zu bestehen.

Von Geburt an ist das Gesicht des zehnjährigen Auggie Pullmann entstellt. Etliche Operationen haben dies zwar ein wenig verbessert – dennoch fühlt sich Auggie unter anderen Menschen nicht wohl. Bisher wurde er von seiner Mutter zuhause unterrichtet und versteckte sein Gesicht am liebsten unter einem Astronautenhelm. Doch nun soll der Besuch einer regulären Schule auch eine Chance für Auggie sein, ein ganz normaler Junge sein zu können. Als Verfilmung der gleichnamigen Vorlage gelingt Steve Chbosky mit WUNDER ein berührender Unterhaltungsfilm, der im Kern auch eine wichtige Botschaft enthält: Das Äußere eines Menschen kann nie so viel bedeuten wie das, was ein Mensch tut oder bewirkt. Der gut gewählte Score und Soundtrack erhält in den einzelnen Szenen und Sequenzen immer eine visuelle Entsprechung, nie überschreitet der Film die Grenze zum Kitsch, berührt aber dennoch tief, was auch an der großartigen Leistung des Darstellerensembles liegt. Julia Roberts und Owen Wilson als verständnisvolle Eltern, die voller Liebe für ihre Kinder nur das Beste wollen und die erst wieder lernen müssen, auch ihr eigenes Leben zu leben; Izabela Vidovic als Via, die als Auggies ältere Schwester immer hinter Auggie zurückstecken muss und ihre eigenen Konflikte durchlebt; und natürlich Jacob Tremblay, der Auggie mit einer wunderbaren Mischung aus kindlicher Zuversicht und der traumatischen Angst vor Zurückweisung spielt. Als Auggie verzaubert, berührt und inspiriert er den Zuschauer. Die vielen originellen und fantasievollen Bildeinfälle des Films, die immer wieder Traum und Wirklichkeit vermischen, sorgen für einen augenzwinkernden Unterton und nehmen dem Thema seine Schwere. Erzählerisch wechselt Chbosky immer wieder die Perspektive, sodass nicht nur Auggie, sondern auch seine Schwester und Mitschüler im Fokus der Geschichte stehen. Ein weiterer inszenatorischer Kniff, der diesem wunderschönen Film Tiefe, Kraft und Originalität verleiht.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Stephen Chbosky
Darsteller:Julia Roberts; Owen Wilson; Jacob Tremblay; Mandy Patinkin; Daveed Diggs; Izabela Vidovic
Drehbuch:Stephen Chbosky; Steve Conrad; Jack Thorne
Buchvorlage:R.J. Palacio
Kamera:Don Burgess
Schnitt:Mark Livolsi
Musik:Marcelo Zarvos
Länge:113 Minuten
Kinostart:25.01.2018
VÖ-Datum:28.05.2018
Verleih:Studiocanal
Produktion: Lionsgate, Mandeville Films; Participant Media; Walden Media;
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Weil der 10-jährige Auggie Pullman mit schweren Gesichtsdeformationen zur Welt gekommen ist, hat ihn bislang seine Mutter zu Hause unterrichtet. In der 5. Klasse soll das anders werden. Seine Eltern haben ihm eine nette Schule in der Nachbarschaft ausgesucht und hoffen, dass sich Auggie dort wohl fühlen wird. Aber auch nach vielen Operationen fällt er immer noch auf.

WUNDER erzählt die Geschichte des blitzgescheiten August Pullman, der sich das erste Mal in seinem Leben ganz alleine behaupten muss. Für seinen Spielfilm spielt Regisseur Stephen Chbosky auf der vollen Klaviatur des Herzensdramas und es funktioniert. In der Diskussion zeigte sich die Jury positiv überrascht ob der Akkuratesse und Perfektion, mit der Chbosky WUNDER inszeniert hat. Die Kamera ist exakt, der Film auf den Punkt geschnitten und der Score - obgleich manchmal mit einem Hauch Kitsch versehen - sensibel eingesetzt.

Natürlich hat es Auggie Pullamn an der neuen Schule nicht leicht, dazu ist sein Aussehen zu außergewöhnlich. So sehr der Film um Auggies kleinen Kosmos kreist, Chbosky hat nicht vergessen, sich auch um die Gefühle von Familie und Freunden zu kümmern. In mehreren Stories werden sie und ihre Gefühle eingeführt, allerdings, und das hat der Jury sehr gut gefallen, ruht der Fokus niemals ausschließlich auf nur einer Person. Die Szenen sind durchlässig, zusammenhängend, und ganz und gar nicht episodenhaft. WUNDER bremst den Erzählfluss niemals aus und macht dadurch leicht verständlich, wie sich der Familien- und Freundeskreis mit Auggies Leben arrangiert. Anders als thematisch ähnlich gelagerte Filme hat die Jury WUNDER weder als rührselig noch als manipulativ empfunden. Der Film ist genauso würdevoll wie witzig, gefühlvoll und lebensbejahend und nicht weniger wichtig: er versteht sich auf Andeutungen. Auggie wird mit zehn Jahren in ein neues Leben gestoßen und muss versuchen, damit klar zu kommen. Und natürlich stößt er auch auf einige Rüpel an seiner Schule.
/2
Chbosky will all die unterschiedlichen Gefühle abbilden, die Auggie und seine Umwelt durchleben. Und das schafft er auch. Die Jury hat Chboskys Fähigkeit bewundert, glaubwürdig und tiefgründig besonders auf die kindliche Psyche einzugehen. Dass er dabei manchmal auch einen liebevollen Gag mitliefert, wertet die Jury als zusätzlichen Bonuspunkt.

Auch die Besetzung hat der Jury gefallen. In der Tat kann Chbosky auf einen ausgezeichneten Cast zurückgreifen. Neben dem „natural wonder“, dem 10-jährigen Jacob Tremblay als Auggie, sind es Julia Roberts und Owen Wilson, die sich als dessen Eltern prächtig ergänzen. Während Roberts, als Auggies Mutter, nach 10 Jahren Aufopferung großartig zeigt, dass im Zweifelsfall sie die Hosen in der Familie an hat, versucht Wilson als Vater, unangenehme Situationen immer mal durch einen kleinen Scherz zu retten. Den vielleicht schwierigsten Part aber hat die 16-jährige Izabela Vidovic übernommen. Als Auggies ältere Schwester demonstriert sie, was es heißt, sich zurücknehmen zu müssen, weil jemand in der Familie mehr Zuwendung braucht. Viel Gefühl, gut gezeichnete Charaktere, wunderbar anzusehen und glaubwürdig gespielt.

Nur am Schluss fällt die Inszenierung ein wenig ab. Im Gegensatz zu den vorangegangenen knapp 100 Minuten verzichtet Chbosky dort auf Leerstellen, formuliert stattdessen - ganz ohne Brüche, ganz ohne Ironie und Distanz - überdeutlich aus, was zuvor nur angedacht war. Dennoch ist WUNDER ein echtes Feel-Good-Movie, dem die Jury nach ausführlicher Diskussion gerne das Prädikat „besonders wertvoll“ verleiht.