Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Ein außergewöhnlicher Blickwinkel zeichnet den 25 Minuten langen Kurzspielfilm aus. Felix Ahrends erzählt nicht aus der Perspektive seines Protagonisten, sondern mit einem genauen Blick auf ihn. Die extrem bewegliche Handkamera folgt ihm in langen Einstellungen, schaut ihm aber meist nicht, wie sonst üblich, über die Schulter, sondern ins Gesicht. Seine Umgebung wird so zu einem irritierend großen Teil ausgeblendet und viele Informationen darüber, in welchem Kontext und welchen Situationen er sich befindet, werden eher indirekt durch Informationen an den Bildrändern oder auf der Tonebene gegeben. Das stellt große Anforderungen an den Hauptdarsteller, und diese meistert der junge Emil von Schönfels bravurös. Er spielt den 12jährigen Marcel, der wie in einem Vakuum lebt. In der Schule ist er ein extremer Außenseiter, der von seinen Mitschülern entweder ignoriert, oder gemoppt und schikaniert wird. Er lebt in einer Heimsituation, die man kaum als sein Zuhause bezeichnen kann. Die Erwachsenen geben ihm in ihren kurzen Ansprachen nur Regeln vor und stellen ihm die Konsequenzen einer Nichtbefolgung in Aussicht. Nachts sammelt er aus Abfallbehältern Pfandflaschen ein und bei einem dieser Beutezüge ändert sich die Situation von Marcel dadurch, dass er sowohl Geld wie auch eine Waffe findet. Mit dem Geld will er die Zuneigung seiner Mitschüler kaufen. Aber ein kurzer Moment, in dem er glaubt, endlich wahrgenommen und anerkannt zu werden, endet in Ernüchterung und Wut. Diese treibt ihn an einen Scheideweg, an dem sich sein Leben und das eines gleichaltrigen Jungen unwiderruflich ändern könnten. Doch in dieser Situation handelt Marcel zum ersten Mal souverän und so endet der Film damit, dass er sein Vakuum verlassen kann. Die eigenwillige Bildsprache verlangt dem Zuschauer viel Konzentration ab, aber durch sie gelingt es Ahrens, erstaunlich authentisch und komplex zu erzählen. Und er weckt Empathie für seinen Protagonisten. So zeugt VAKUUM von einem vielversprechenden Talent und deshalb wird diesem Studentenfilm das Prädikat „besonders wertvoll“ zugesprochen.