The Centrifuge Brain Project
FBW-Pressetext
Wenn man etwas untersucht, dann richtig. Mit aller Konsequenz und ohne Rücksicht auf Verluste. Dies dachte sich auch eine Gruppe von Wissenschaftlern, die es sich in den 1970er Jahren zum Ziel setzten, die Auswirkung von Vergnügungspark-Fahrgeschäften auf die Hirntätigkeit der Fahrgäste zu untersuchen. Nach und nach entwickelten sich die Experimente und Maschinen im Laufe der Zeit immer weiter, wie Dr. Nick Laslowicz in einem Interview gerne und begeistert erläutert. Sicher, es gab den ein oder anderen Fehlschlag bzw. menschlichen Kollateralschaden. Doch geschieht nicht alles zum Wohle der Wissenschaft? Wäre all das, was die vergnügliche Kurz-Mockumentary von Till Nowak hier zeigt, Wirklichkeit, so würde man es sich zweimal überlegen, in eine Achterbahn zu steigen. Per digitaler Technik entwerfen Nowak und sein Team gekonnt die abenteuerlichsten Konstruktionen, die vielleicht (noch) nicht möglich sind, aber doch im Bereich des Vorstellbaren liegen, wenn man sich die schon jetzt existierende Gigantomanie der Fahrgeschäfte ansieht. In der Rolle des Wissenschaftlers liefert Leslie Barany bierernst und staubtrocken seine wissenschaftlichen Erklärungen ab, die voll hanebüchenem Witz sind und perfekt das Jargon wiedergeben, welches man von einem „Experten“ eben erwarten kann. Eine skurrile und treffende Beobachtung einer Welt, in der „höher, schneller, weiter“ an der Tagesordnung ist.Filminfos
Gattung: | Kurzfilm; Fiction |
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Regie: | Till Nowak |
Darsteller: | Leslie Barany |
Drehbuch: | Till Nowak |
Kamera: | Ivan Robles Mendoza |
Schnitt: | Till Nowak |
Länge: | 7 Minuten |
Verleih: | Kurzfilm Agentur Hamburg |
Produktion: | frameboX Till Nowak |
FSK: | oA |
Jury-Begründung
Ein seriös wirkender Wissenschaftler im weißen Laborkittel erläutert im Bild eine Versuchsreihe. Mit gewählten Worten erklärt er das Projekt. Es geht um Versuche mit schnell drehenden Objekten und ihre Wirkung auf das Gehirn der damit transportierten Personen. Zwischen seinen Erläuterungen sehen wir Aufnahmen von Jahrmarktsattraktionen, alle möglichen Fahrgeschäfte werden vorgestellt, dazu erläutert der Professor, was wir sehen: „Zunächst starteten wir Versuche mit der „Wedding Cake“, das war 1985, der „High Attitude Conveniance“ 1985, dem „Dandeleon Prenatal Ride“ 1992, der auch an Embryonen getestet wurde.“Welch große Bedeutung das Forschungsprojekt für die Wissenschaft, aber auch für die Menschheit insgesamt besitze, wird dargelegt und zu sehen sind immer fantasievollere, sich schnell und absurd bewegende Karussell- und Fahraufbauten, die in hohem Tempo drehen, schleudern und auf und ab rasen. Der Gipfel der Darbietung bildet der „Steam Pressure“ aus dem Jahr 2003.
Die gelungene Persiflage auf die Sinnhaftigkeit mancher Forschungsprojekte endet mit dem Satz, „wir stellten fest, der Fehler liegt in der Erdanziehungskraft.“
Aufbau, Tempo und Schnitt des Kurzfilms sind gut gewählt, das Tempo steigert sich mit der Anzahl der erwähnten und gezeigten Karussell-Maschinen, die zum Teil durch fantasievolle Ergänzungen noch absurder wirken, als sie es ohnehin schon sind. Die Erklärungen im Bild wirken suggestiv und kontrastieren hervorragend mit den Jahrmarktsbildern. Die Glaubwürdigkeit des inszenierten Berichts ist hervorragend, so dass der komische Effekt erst allmählich, dann aber umso stärker zur Wirkung kommt. Und auch der Titel des Films steigert noch die Absurdität und surreale Komik.