Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Jan Sobotka zeigt Menschen bei ihrer Arbeit. Als Restauratoren waschen sie Schuhe, reinigen Koffer vom Rost, entwirren Brillengestelle und suchen an Zimmerwänden nach Rissen oder Zeichnungen. Man kennt die Bilder von den Bergen dieser Habseligkeiten, die den Ankömmlingen im KZ Auschwitz abgenommen wurden. Man weiß um ihre monströse Masse und Sobotka muss diese Aufnahmen nicht zeigen, damit man erkennt, dass hier eine Sisyphosarbeit geleistet wird. Stattdessen zeigt er sachlich, wie gewissenhaft die Restauratoren diese Arbeit verrichten. Er zeigt die Präzisionsgeräte, derer sie sich bedienen und an deren großen Firmenlogos man erkennen kann, dass sie aus Deutschland kommen. Und er lässt zweimal kurz Restauratoren zu Worte kommen. Die erklären beispielsweise, dass die Qualität einer Brille etwas über den sozialen Stand ihres Trägers aussagt oder dass bei der Restauration immer darauf geachtet werden muss, dass die Korrosion auch Teil des Objekts ist und es deshalb nicht zu gründlich geputzt werden darf. Aber wichtiger als diese Informationen ist es, dass einer der Restauratoren polnisch und der andere deutsch redet. Sobotka erklärt nicht. Stattdessen zeigt er und mit seinen sorgfältig komponierten Aufnahmen vermeidet er jedes Pathos. So lässt er dem Zuschauer Raum, über das Gesehene nachzudenken und es selber zu bewerten. Mit dieser nüchternen, distanzierten Annäherung gelingt es Sobotka, ganz ähnlich wie den Restauratoren selbst, den Brillen, Schuhen und Koffern Bedeutung und Würde zu geben. Und deshalb wird seinem sowohl inhaltlich wie auch in der Form außergewöhnlichem Film das Prädikat „besonders wertvoll“ zugesprochen.