Magic in the Moonlight
FBW-Pressetext
Stanley Crawford macht so schnell keiner etwas vor. Verkleidet als chinesischer Hexenmeister Wei Ling Soo verzaubert er die Massen. Er kennt alle Tricks und weiß genau, wann er einen Betrüger vor sich hat. Als sein guter Freund Howard ihn bittet, in seinem Auftrag an die französische Riviera zu reisen, um eine Hellseherin als Scharlatanin zu entlarven, zögert Stanley nicht. Wer wäre besser als er dafür geeignet? Dumm nur, dass sich Stanley sehr schwer damit tut, die „Gabe“ der jungen charmanten Amerikanerin Sophie Baker als Lüge bloßzustellen. Und dumm auch, dass es Stanley selbst immer schwerer fällt, ihrem Charme zu widerstehen. Es ist die Welt der goldenen 20er Jahre, die Welt der oberen Zehntausend und die Welt von romantischen Mondnächten, in die Woody Allen das Publikum mit seinem neuesten Film entführt. Eine Welt, in der nicht wichtig ist, wer man ist, sondern wie man erscheint. Allen versetzt sein geschickt miteinander vernetztes Ensemble in eine Party-Gesellschaft, die zwar oberflächlich wirkt, die aber doch fähig ist, einander mit spitzer Zunge zu verletzen, Intrigen zu spinnen und, natürlich, sich zu verlieben. Die Dialoge sind spritzig, pointiert, drehen sich köstlich um Nichtigkeiten, sind dabei doppelbödig und voller Andeutungen. Colin Firth ist als Stanley ideal besetzt. Ein perfekter Gentleman, gebildet, klug, der mit jeder Geste, mit jedem Blick beweisen will, dass er sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lässt. Emma Stone als charmant naive Sophie, deren Augenaufschlag selbst den so rationalen Stanley von seinem geistig überheblichen Thron hebt, ist dabei das perfekte Pendant. Diese Mischung aus Verstand und Gefühl verleiht der Geschichte ihren ganz besonderen Reiz. Wie immer bei Woody Allen erwarten die Zuschauer perfekt komponierte Bilder und eine stimmungsvolle Jazzmusik, die den Stil der damaligen Zeit aufs Beste einfängt und verkörpert. Auch das Set-Design und die Kostüme sind bis ins kleinste Detail stimmig und liebevoll ausgearbeitet, sodass der Eindruck entsteht, direkt in die damalige Zeit zu reisen. Das harmonische Zusammenspiel all dieser Komponenten macht Woody Allens MAGIC IN THE MOONLIGHT zu einem leichten und spritzigen Filmvergnügen, das bis zur letzten Minute zauberhaft unterhält.Filminfos
Gattung: | Komödie; Spielfilm; Romanze |
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Regie: | Woody Allen |
Darsteller: | Dame Eileen Atkins; Colin Firth; Marcia Gay Harden; Hamish Linklater; Simon McBurney; Emma Stone; Jacki Weaver; Ute Lemper |
Drehbuch: | Woody Allen |
Kamera: | Darius Khondji |
Schnitt: | Alisa Lepselter |
Webseite: | MagicInTheMoonlight.de; ; |
Weblinks: | ; |
Länge: | 98 Minuten |
Kinostart: | 04.12.2014 |
VÖ-Datum: | 16.04.2015 |
Verleih: | Warner |
Produktion: | Gravier Productions, Perdido Productions; Dippermouth; Ske-Dat-De-Dat Productions; |
FSK: | 0 |
BD EAN-Nummer: | 5051890294418 |
DVD EAN-Nummer: | 5051890294623 |
Anbieter-Link: |
Jury-Begründung
Woody Allens neuer Film ist eine überaus unterhaltsame Reflexion über die Lüge und die Täuschung, das Reale und das Imaginäre und schließlich auch über die Magie des Kinos. Er handelt von dem weltbekannten Zauberer Wei Ling Soo. Der chinesische Magier ist aber eigentlich eine Maske, hinter der der Engländer Stanley Crawford steckt. Dieser betreibt seine Kunst mit rationaler Präzision. Er glaubt nur an Fakten. Weil er das Okkulte ablehnt, wird er, sozusagen nebenberuflich, auch dort tätig, wo behauptete Magie überführt werden muss. Sein alter Freund Howard Burkan, seines Zeichens ebenfalls Berufszauberer, bittet ihn, sich um einen solchen Fall zu kümmern. Eine junge Frau an der Côte d'Azur sei gerade dabei, mit ihren angeblichen Fähigkeiten der Wahrsagerei das Herz eines Multimillionärs zu erobern.Stanley reist nach Südfrankreich und ab diesem Zeitpunkt wird der Film zu einer klassischen Romantic Comedy, wie man sie auf den ersten Blick schon oft gesehen zu haben scheint. Doch gelingt Woody Allen im Gewand eines populären und unterhaltsamen Genres eine Reflexion über wesentliche Fragen der Menschheit. Ganz konkret und für unsere Gegenwart relevant geht es darum, wie wir in einer mehr und mehr durchrationalisierten Welt überhaupt noch an etwas glauben können, was sich unserem Verstand entzieht. Denn selbst die Magie der Zauberei ist rationales Kalkül. Die schöne Postkarten-Idylle Südfrankreichs ist letztlich eine filmische und damit auch technische Imagination. Insofern benutzt der Film die Klischees des Genres, die Figuren und die Handlung sowie den komischen Effekt immer auf zwei Ebenen: der des Genres und der intellektuellen Reflexion. Wie es solchermaßen gelingt, über das Rationale und das Unerklärliche jenseits menschlicher Vernunft zu erzählen, ist beeindruckend. Stanley wankt, beginnt an das Unerklärliche zu glauben, weil die junge Sophie tatsächlich Dinge weiß, die sie nicht wissen kann. Doch letztlich gelingt es ihm, die Betrügerin zu überführen. Insofern siegt das Rationale. Doch ist ihre Motivation für den Betrug nicht die erwartete. Am Ende war sie nur die Hauptdarstellerin in einem als Racheakt großangelegten Täuschungsmanöver. Nichtsdestotrotz hat er sich bis zu diesem Zeitpunkt längst in sie verliebt und seine Gefühle werden sogar erwidert. Der enorme Altersunterschied von Colin Firth und Emma Stone mag hier für manchen in gewisser Weise problematisch sein, doch kann dies auch als der Zauber des Verliebens gedeutet werden, der nun mal, wenn man sich darauf einlässt, nicht rational beurteilt und damit auch verurteilt werden kann.