Filmplakat: Fortune Faded

FBW-Pressetext

Es ist Weihnachten, doch ganz alleine in einer dunklen Straßenecke sitzt ein obdachloser Mann. Nicht weit entfernt von ihm brennt ein Haus lichterloh und die Feuerwehrmänner versuchen, den Brand zu löschen. Nach und nach folgen weitere Bilder, die die Geschichte erklären. Und die zeigen, dass der Anfang einer Geschichte auch im Ende liegen kann. Der dreiminütige Kurzfilm von Regisseur Alexander Heringer, Student an der Hochschule der Medien in Stuttgart, vermittelt seine Geschichte auf ungewöhnliche und für den Zuschauer besonders herausfordernde Weise. Dabei arbeitet der Film nicht mit Sprache, sondern mit Musik, welche auch die Atmosphäre des Films bestimmt. Auf geschickte Weise wählt Heringer dabei visuelle Schlüsselmomente, die für jeden nachvollziehbar sind, keine weitere Erklärung benötigen und gerade deswegen so beeindrucken. Am Anfang und am Ende steht jeweils das Feuer. Aber das, was dazwischen geschieht, in ganz kurzer Zeit stimmig zu beschreiben, ist das besondere Verdienst dieses gelungenen Kurzfilms.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es gibt Fälle, da müssen wir an „eine Verkettung von unglücklichen Zufällen“ glauben: bei Erdbeben, Flutwellen, Kriegen, vom Einzelnen nur schwer beeinflussbare Ereignisse löschen vielfach Leben aus, weil die Betroffenen zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Zufällig. FORTUNE FADED befasst sich nicht mit diesen globalen Phänomenen, sondern richtet den Fokus auf einen „kleinen“, ganz privaten Schicksalsschlag. Der 3minütige Film macht eindrucksvoll deutlich, dass menschliches Handeln oft in fatalen, ausweglos erscheinenden Kausalketten gefangen ist.

Dem Team der Hochschule der Medien Stuttgart gelingt mittels weniger „eingefrorener“ Bilder die Tragödie eines Mannes zu zeigen, der am Weihnachtsabend – der Zeit größter Glücksverheißung – alles verliert: Familie, Haus und Geborgenheit. Die Aneinanderreihung weniger, dem Ursache-Wirkungsprinzip verpflichteter Aufnahmen, zeigen im besten Lessingschen Sinne „fruchtbare Momente“, die wie Fotos Außenstehender daherkommen. Sie könnten aber genauso als Gedankenblitze des einzig Überlebenden eines Brandes gewertet werden, der sich angesichts der Katastrophe mit eigenem Versagen auseinandersetzt. Vom Ende her erzählt, gelingt es, die dramaturgisch geschickt gebaute Geschichte stringent und schnörkellos umzusetzen. Der in allen gestalterischen Mitteln überzeugende Film erinnert im übertragenen Sinne an Worte, deren Sinn jeder erfasst, obwohl nur ein Teil der Buchstaben offen gelegt wird. So macht FORTUNE FADED dem Kurzfilmgenre alle Ehre und zeigt, welche Möglichkeiten in der „kleinen Form“ stecken, wenn sich alle Beteiligten auf das Wesentliche konzentrieren.