Drei Zinnen

Kinostart: 21.12.17
VÖ-Datum: 09.10.18
2017
Filmplakat: Drei Zinnen

FBW-Pressetext

Beeindruckend gespieltes und mit starken Bildern erzähltes Drama, in dem Alexander Fehling einen Mann spielt, der für den Sohn seiner Freundin ein Vater sein will – und daran scheitert.

Es soll ein schöner gemeinsamer Urlaub in den Südtiroler Bergen werden. Ein Urlaub, der aus Aaron, Lea und dem achtjährigen Tristan vielleicht endlich eine Familie macht. Denn Aaron ist nicht Tristans leiblicher Vater. Und Tristan kann den neuen Mann in Mamas Leben auch nach zwei Jahren noch nicht wirklich akzeptieren. Nun, in der Abgeschiedenheit der Berge, hofft Aaron auf Annäherung. Als die beiden jedoch einen Ausflug zu den „Drei Zinnen“ unternehmen, werden sie voneinander getrennt. Und als dann auch noch ein Unwetter aufzieht, steuert alles auf eine Katastrophe zu. In dem Familiendrama DREI ZINNEN von Regisseur und Autor Jan Zabeil spielt Sprache – und das Fehlen derselben – eine wichtige Rolle. Nur wenig reden die Figuren miteinander. Viel mehr wird über Blicke, über Gesten und Haltungen zueinander kommuniziert. Wenn Tristan sich immer aggressiver gegenüber Aaron verhält, Lea distanziert und kühl reagiert und Aaron immer stärker seine Körperlichkeit einsetzt, um zu verarbeiten, dass er nie ein wirklicher Teil der Familie sein wird, setzt Zabeil dies alles mit klug durchdachter Kamerakomposition in Szene und lässt so jedes Wort und jeden Blick bedeutsam werden. Intensiv verkörpert werden die drei Figuren, die sich einem Kammerspiel gleich aneinander reiben, von Berénice Bejo als Lea, dem großen Nachwuchstalent Arian Montgomery als Tristan und Alexander Fehling, der Aaron entschlossen stoisch spielt und doch immer wieder durchscheinen lässt, dass es ihm wirklich am Herzen liegt, ein Teil der Familie zu sein. Eine wichtige Rolle in DREI ZINNEN spielt auch die Natur. In großen und beeindruckenden Kinobildern erheben sich die Berge majestätisch und drohend über der einsamen Hütte, das Wetter symbolisiert die Gefühlslagen der Protagonisten und bietet den perfekten Rahmen für eine fast schon im Stil eines Showdown inszenierte Begegnung zwischen Tristan und Aaron am Ende des Films. Ein Ende, das vieles offen lässt und ohne viele Worte viel Bedeutsames erzählt.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Jan Zabeil
Darsteller:Alexander Fehling; Bérénice Bejo; Arian Montgomery
Drehbuch:Jan Zabeil
Kamera:Axel Schneppat
Schnitt:Florian Miosge
Musik:U. Bossenz; M. Hoffmeister
Webseite:nfp-md.de;
Länge:90 Minuten
Kinostart:21.12.2017
VÖ-Datum:09.10.2018
Verleih:NFP
Produktion: Rohfilm Filmproduktion
FSK:12
Förderer:FFA; BKM; MBB; DFFF; MDM; IDM Südtirol - Alto Adige NOI Techpark

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Beim Schwimmen im Strandbad erscheinen Aaron, die Französin Lea und deren Sohn Tristan als die perfekte und harmonische Familie. Aaron zeigt dabei deutlich, wie sehr er den Jungen in sein Herz geschlossen hat, obwohl er nicht der leibliche Vater ist. Dieser jedoch hält nach wie vor den Kontakt per Telefon zu Tristan und zeigt, dass er auch weiterhin eine Rolle im Leben seines Sohnes spielen möchte. Ein gemeinsamer Urlaub in den Dolomiten soll die Drei nun zu einer richtigen Familie zusammen führen, was vor allem Aarons inniger Wunsch ist, der immer mehr die Nähe zu Tristan sucht. Ist dieser aber bereit, einen neuen Vater zu akzeptieren? Und zielt Lea vielleicht gar nicht auf eine Ehe mit Aaron, auch mit dem Gedanken, dass für ihren Sohn Aaron lediglich als väterlicher Freund zählen kann und soll?
In der eindrucksvoll schönen wie auch bedrückenden Weite und Größe der Dolomiten- Landschaft baut sich ein spannendes und psychologisch konsequent inszeniertes Drama auf, das den Zuschauer emotional bis an die Grenze des Ertragbaren zu bringen vermag. Man leidet mit Aaron und gleichzeitig noch mehr mit dem Jungen, der durch die Ambivalenz seiner Gefühle zwischen zwei „Vätern“ immer stärker hin- und her gerissen wird. Und das Drama, dass etwas, was zusammen kommen soll, nicht zusammen passen kann, baut sich schicksalhaft im Kontext durch die sich verändernde Wetterlandschaft mit Schnee und Nebel auf, in denen Aaron und Tristan schließlich herum irren. Und wie eine Metapher stehen die „Drei Zinnen“ darüber, welche eine Bergeinheit bilden, aber letztlich doch drei voneinander getrennte Bergzinnen sind.
Große schauspielerische Leistungen der drei Protagonisten gründen auf einem präzisen Drehbuch, das sich auf sparsame Dialoge – zum Teil dreisprachig – beschränken kann. Dies auch, weil eine hervorragende Kamera mit eindrucksvollen Panoramen wie auch sensibler Nähe Bilder schafft, die auf viele Worte verzichten lässt.