Der Storyteller

FBW-Pressetext

Viele haben das schon einmal erlebt. Da steht man ganz unschuldig an der Kasse im Supermarkt, an der Bushaltestelle oder im Aufzug – und jemand fängt an, vom letzten tollen Film zu erzählen, den er oder sie gerade im Kino gesehen hat. Ist nur schwer zu ertragen, geht aber vorbei. Am besten, man schließt die Augen, atmet tief ein und wünscht sich an einen anderen Ort. Einen Ort zum Beispiel, wo man wirklich gute Geschichten erzählt bekommt. Um in möglichst kurzer Zeit eine wirklich zündende Schlusspointe zu liefern, die überrascht und doch vom Film perfekt vorbereitet wird, braucht es gutes Timing, und zwar auf allen Ebenen. DER STORYTELLER von Milan Ruben Kappen besitzt dieses Timing. Der Aufbau der Szenen, die Montage, der Erzählrhythmus, das großartig trocken stoische Spiel von Piet Fuchs – das alles vermengt sich zu einer stimmigen Einheit und überzeugt auf ganzer Linie. Die Schlusspointe und die zentrale Botschaft von DER STORYTELLER soll hier nicht verraten werden, aber sie ist, wie der ganze Film, sehr sehr witzig, kurz und einfach nur gut. Der perfekte Vorfilm für jeden Kinoabend.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Milan Ruben Kappen
Darsteller:Piet Fuchs; Julia Karl; Thomas Hatzmann; Hans-Günter Brünker; Luise Schmidt
Drehbuch:Michael Binz
Kamera:Christian Mario Löhr
Schnitt:Johannes Schäfer
Webseite:;
Länge:1 Minuten
Verleih:Kunsthochschule für Medien Köln
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln
Förderer:Kunsthochschule für Medien Köln

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Geschichte ist eine der bekanntesten Populärmythen unserer Zeit, aber hier sehen wir einem Mann dabei zu, wie er daran scheitert, sie nachzuerzählen. Man merkt den Zuhörern den Widerwillen an, mit dem sie im Fahrstuhl, an einer Bushaltstelle, bei einer Taxenfahrt oder an einer Supermarktkasse seine Versuche ertragen müssen, Fragmente und Szenen aus den Star Wars-Filmen zu erklären oder gar nachzuspielen. Dabei wird sein offensichtliches Unvermögen nur noch durch seine Begeisterung übertroffen und auch dadurch entstehen absurde Situationen, die sehr komisch sind. Der Protagonist ist ein blasser Krawattenträger, bei dem solch ein skurriles Verhalten umso mehr überrascht und auch mit dieser Fallhöhe wird bei der Inszenierung gekonnt gespielt. Schließlich entpuppt sich bei dem mit einer Minute Länge perfekt getimtem Kurzfilm eine ganz besondere Botschaft und Schlusspointe. Diesie zündet, die Inszenierung überzeugt durch ihre trockene Lakonie – und so ist dies ein perfekt gestaltetes komödiantisches Kleinod, dem die Jury gerne und in höchstem Maße amüsiert das höchste Prädikat zuspricht.