Der Philosoph

Kurzbeschreibung

Ein "Philosoph", der bisher wie ein Eremit gelebt hat, wird in eine für ihn unerklärliche LIebesgeschichte mit drei Frauen verwickelt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Unterhaltungsfilm; Spielfilm
Regie:Rudolf Thome
Darsteller:Johannes Herrschmann; Adriana Altaras
Drehbuch:Rudolf Thome
Kamera:Reinhold Vorschneider
Schnitt:Dörte Völz
Musik:Hanno Rinne
Länge:83 Minuten
Verleih:NEF 2
Produktion: Moana-Film GmbH Rudolf Thome
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die Frage, ob bei dem Film nicht "des Kaisers neue Kleider" zu besichtigen seien, ob also ein hoher Anspruch erhoben wird, dem die Realität des Films nicht gerecht werden kann, stellte sich dem Ausschuss im Laufe der Aussprache mit ziemlicher Schärfe.

Denn es besticht wohl, wie der Film den Dr. phil., der sich auf den philosophisch dunklen Heraklit ("Alles fließt") eingelassen hat, von drei "Göttinnen" zu Licht und Wasser, zur Lust am Leben führen lässt. Aber es will sich nur schwer in diesen Gedanken fügen, dass der Dr. Hermes nur ein Götterbote sein soll. Bleibt er doch ohne Botschaft und ist - anders als Paris - am Schluss doch nur allen drei Frauen in Liebe zugetan.

Und es mag sehr wohl ein Abglanz von "new wave"-Intensionen sein, wenn griechische Mythologie, christliche Nächstenliebe und fernöstliche Mystik sich vereinigen und dabei vor keinem Eklektizismus und keiner zärtlichen Anbiederung zurückschrecken.

Aber es passt doch nur begrenzt in diesen Rahmen, dass die drei Damen, solange sie noch nicht auf ihren Götterboten fixiert sind, sich recht unbekümmert einem fröhlichen Liebesleben hingeben, das von keinem Verantwortungsbewusstsein für ihre hehre Aufgaben zeugt.

Und es ist auch nicht recht nachvollziehbar, dass dieses Trio zwar ausgeprägte individuelle Eigenarten aufweist, die aber alle, wenn es um die (nach griechischer Mythologie auch göttliche) Leidenschaft der Eifersucht geht, sich in ein friedliches Miteinander auflösen.

So jedenfalls wie in diesem Film könnten männliche Wunschträume aussehen, die nicht nur ein Philosoph sich eingestehen müsste. Aber schließlich ist der Film der zweite Teil eines umfangreichen Filmwerkes, das sich mit "Formen der Liebe" befasst, und deshalb mag, was hier voller Brüche erscheint, als "offene Form" interpretiert werden, die dem Betrachter verschiedene Interpretations- und Versehensmöglichkeiten eröffnet, ohne auf eine sich festlegen zu wollen oder zu lassen. Und immerhin sind die Fähigkeiten, durch Auswahl und Führung der Darsteller, durch Drehbuch und Ausstattung, durch Kamera wie Montage den Betrachter zu interessieren und zu fesseln, gekonnt genutzt.

Die Fragwürdigkeit von des Kaisers neuen Kleidern konnte insofern vom Ausschuss in Kauf genommen werden: die "offene Form" erlaubt manches an Kleider-"Mangel", das einer geschlossenen Form der Dramaturgie verwehrt ist.