Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Wieder einmal hat das Disney-Studio die Technik des Zeichentrickfilms gesteigert, ohne sie jedoch zu übersteigern. "Der König der Löwen" fasziniert durch die brilliante Nutzung aller modernen Trickmöglichkeiten. Hier ist nicht nur viel Geld, sondern auch viel Sorgfalt und Erfindungsreichtum investiert, wie sich selbst in der Darstellung kleinster Details zeigt. Die Figuren sind zwar flächig angelegt, aber von unverkennbarer Individualität. Noch mehr Nuancen erhält die Zeichnung der Umwelt, so dass die afrikanische Savanne zu einem weiteren Hauptdarsteller des Films wird. Die Eröffnungs-Szene erinnert an eine große Oper, die Stampede Tausender von Gnus ist eine bisher nie gesehene tricktechnische Meisterleistung. Nächtliche Szenen unter funkelndem Sternenhimmel sind von einer Faszination, der sich auch Erwachsene nicht entziehen können. Wasser und Regengüsse sind in einer Weise gezeichnet, dass der Zuschauer die Nässe zu spüren glaubt. Die Schnittfolge ist der märchenhaften Terfabelform angemessen. Turbulente Szenen wechseln mit ruhigen Einstellungen, die dass Auge in langen Schwenks über die Landschaft schweifen lassen. Grausame Szenen sind behutsam inszeniert. Kleine Details zeugen von der Sorgfalt der Bearbeitung. Die Allegorie von der Schwierigkeit, erwachsen zu werden, und die Probleme der Vater-Sohn-Beziehung bilden das unaufdringliche Gerüst der Handlung, ohne parolenhaft in den Vordergrund zu dringen. Der Film vermittelt ein - hier erlaubtes - schönes Kitsch-Erlebnis, dem jedoch auch ernste oder schwarze Töne nicht fehlen. Als die Horde der Hyänen sich anschickt, ihre Herrschaft des Schreckens zu errichten, marschieren ihre schwarzen Bataillone im Marschtritt vorbei, vor einer Kulisse, die an faschistische Architektur erinnert.