Wie Brüder im Wind

Kinostart: 28.01.16
VÖ-Datum: 23.06.16
2015
Filmplakat: Wie Brüder im Wind

FBW-Pressetext

Lukas lebt mit seinem Vater in den Bergen. Seit dem Tod der Mutter hat Lukas sich von seinem Vater abgewandt, er zieht sich immer mehr zurück, spricht nicht mehr und wandert in seinen Streifzügen durch die Dolomiten immer wieder zum alten Haus der Familie, und damit auch zu den Erinnerungen an glücklichere Zeiten. Eines Tages findet Lukas ein Adlerjunges, das aus dem Nest gefallen ist. Lukas kümmert sich um ihn, baut ihm im alten Haus ein Nest, füttert ihn und peppelt ihn auf. Doch je größer und stärker der Adler wird, desto mehr wird Lukas schmerzhaft bewusst, dass der Moment des Abschieds bald nahen wird. Der Film von Gerardo Olivares und Otmar Penker besticht durch seine faszinierenden Tier- und Landschaftsaufnahmen. So nah wie hier kommt man Adlern und den Nestern, in denen sie hausen und die Jungtiere aufziehen, selten. Vom Schlüpfen über die ersten Nestkämpfe bis hin zu den Beuteflügen der Großtiere – immer ist die Kamera ganz nah und lässt den Zuschauer die dramatischen Momente im wahrsten Sinne des Wortes aus der „Vogelperspektive“ miterleben. Dabei spart der Film in keinem Moment aus, dass es sich bei Adlern um Raubtiere, also um Jäger handelt. Das Töten anderer Tiere, um das eigene Überleben zu sichern, wird ebenso wenig ausgespart wie auch andere dramatische Momente. Doch das steigert nur die große Authentizität der Aufnahmen. Erzählt wird der Film von Jean Reno, der als Förster den Jungen Lukas begleitet und ihm einiges über die Aufzucht des Adlers beibringt. Tobias Moretti spielt den Vater von Lukas mit der nötigen Bärbeißigkeit, schafft es aber, sich seinem Sohn langsam wieder anzunähern. Und Manuel Camacho als Lukas selbst liefert mit seinem Spiel eine geeignete Identifikationsfigur, auch für das junge Publikum. WIE BRÜDER IM WIND ist ein überaus gelungener Natur- und Abenteuerfilm, mit überwältigenden Naturbildern und großen Schauwerten. Mitreißend, berührend und wunderschön anzusehen.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Abenteuerfilm; Kinder-/Jugendfilm
Regie:Gerardo Olivares; Otmar Penker
Darsteller:Jean Reno; Tobias Moretti; Manuel Camacho; Eva Kuen
Drehbuch:Joanne Reay; Otmar Penker; Gerald Salmina
Kamera:Óscar Durán; Otmar Penker
Schnitt:Karin Hartusch
Jugend Filmjury:Lesen Sie auch, was die Jugend Filmjury zu diesem Film sagt...
Länge:98 Minuten
Kinostart:28.01.2016
VÖ-Datum:23.06.2016
Verleih:Warner
Produktion: Terra Mater Factual Studios
FSK:6
BD EAN-Nummer:5051890303028
DVD EAN-Nummer:5051890302670
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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Unwirtlich, rau und karg ist das Leben hoch droben in den Alpen. Und dies gilt gleichermaßen für Mensch und Tier. Gerardo Olivares und Othmar Penker erzählen in ihrem Film WIE BRÜDER IM WIND von einer jener seltenen Freundschaften zwischen Mensch und Tier, die trotz oder gerade wegen ihrer Märchenhaftigkeit zu bezaubern weiß.

Im Kern geht es um den Jugendlichen Lukas, der seit dem Tod seiner Mutter verstummt ist und der mit keiner Menschenseele mehr ein Wort redet. Auch der Vater, ein schroffer und verbitterter Mann, kommt nicht mehr an den Jungen heran. Erst als dieser ein Adlerküken findet und es mit Hilfe des Wildhüters Danzer aufzieht, bricht der Panzer des Schweigens und der emotionalen Vereisung auf. Doch irgendwann kann sich das heranwachsende Tier nicht mehr länger des Ruf der Natur (und seiner Natur) erwehren: Es muss hinaus in die Lüfte, um dort zwischen den majestätischen Gipfeln sein eigenes Leben zu führen - ähnlich wie Lukas, der sich ebenfalls aus den Verstrickungen der Vergangenheit und dem Verlust seiner Mutter befreien muss, um endlich erwachsen zu werden. Wenn man so will, ist WIE BRÜDER IM WIND - der Titel deutet es bereits an - eine gleich doppelte Coming-of-age-Geschichte im Gewand eines Naturfilms mit märchenhaften Elementen.

Schon die bisweilen ein wenig zu getragene Erzählerstimme markiert einen unbestreitbar märchenhaften Tonfall, der dem Film seine weniger realistische als vielmehr magische Atmosphäre verleiht. Und so sollte man sich davor hüten, den möglicherweise fehlenden Realismus gegen dieses Werk zu verwenden. WIE BRÜDER IM WIND will überwältigen und die erdenschweren Probleme der Menschen in Relation zum Überlebenskampf in der Natur stellen. Und genau das gelingt dem Film auch auf bezaubernde Weise.

Sucht man nach Vorbildern für diesen Film, fühlt man sich vor allem an die Filme Luc Jacquets erinnert (DIE REISE DER PINGUINE, DER FUCHS UND DAS MÄDCHEN). Wie jener so vermögen es auch die beiden Regisseure dieser österreichischen Produktion, aus einer simplen, aber wirkungsvollen Geschichte und überwältigenden Naturaufnahmen etwas ganz Eigenes zu erschaffen, das die Sinne berührt und einen die Welt der Berge mit ganz anderen Augen - nämlich denen eines Adlers - sehen lässt.

WIE BRÜDER IM WIND besticht vor allem durch die herrlichen Landschafts- und Tieraufnahmen, die man so in dieser Qualität und technischen Finesse selten gesehen hat. Wann hatte man jemals die Gelegenheit, sich gleichsam wie auf Adlers Schwingen in die Lüfte zu erheben und die durch atemberaubende Welt der Alpen zu fliegen? Die enormen Fortschritte auf dem Gebiete der fliegenden Kameras die aus dem Hubschrauber, auf Drohnen oder Quadrocoptern befestigt werden, machen aus diesem Film ein echtes Erlebnis, dessen Bilder noch lange im Gedächtnis haften bleiben. Sie lassen manche kleineren Holprigkeiten der Geschichte schnell vergessen und machen aus diesem Film ein erhebendes Märchen für kleine und große Kinozuschauer, die hier wahrlich das Staunen über die Wunder der Natur wieder lernen können.