Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
In der deutschen Sprache ist es möglich, eine theoretisch unbegrenzte Zahl von Substantiven aneinanderzureihen. Bei Worten wie „Filmbewertungsstelle“ ergibt dies durchaus Sinn und sorgt für eine zugleich komprimierte und präzise Aussage, aber schon mit vergleichsweise kurzen Begriffen wie „Jahresendzeitfigur“ kann man dieses Prinzip ins Absurde führen. Zora Rux hat nun ein endlos scheinendes Wortungetüm geschaffen und es fälschlicherweise Theodor W. Adorno in den Mund gelegt, um so sowohl seine Herkunft wie auch seine Seriosität zu betonen. Nun sprach und schrieb der Philosoph zwar in einem oft extrem verschachtelten und so für viele unverständlichen Deutsch, aber hier ist die parodistische Übertreibung deutlich zu erkennen. Wie der Titel verspricht, zeigt die Filmemacherin in ihrem Kurzfilm, was in einem menschlichen Hirn passiert, wenn es solch ein Monsterwort bearbeiten muss. Dazu beginnt sie mit der Aufnahme eines glatzköpfigen Mannes in Realfilm, und wechselt dann zur Filmanimation, um so die Gedanken in seinem Hinterkopf sichtbar zu machen. Von nun an wechselt sie erfindungsreich und oft sehr komisch zwischen verschiedenen Filmtricktechniken (noch solch ein Komponentenwort), mit denen sie zum einen den Denkprozess, zum Teil aber auch den Sinn des jeweiligen Wortteils darstellt. So entstehen mit Hilfe des Stop-Tricks Knoten im Gehirn, ein Hefeteig quillt im Zeitraffer auf und bei dem Wortteil „Gedankengebäude“ läuft die Aufnahme eines zusammenstürzenden Turms aus Papierbuchstaben rückwärts, sodass er wie aus Zauberhand emporzuwachsen scheint. Die Montage ist frei assoziativ und zwangsläufig ist für den Zuschauer der Erkenntnisgewinn überschaubar, dafür aber das Vergnügen beträchtlich. Es ist selten, dass ein Kurzfilm zugleich so komisch und stilistisch originell ist.