Wenn die Welt uns gehört
FBW-Pressetext
In der ostdeutschen Provinz verlaufen die Träume von verstockten Jugendlichen nur allzu schnell im Sand. Wer nicht cool ist und zur richtigen Clique gehört, findet sich schnell im sozialen Abseits wieder - so auch Marco, Richy und Tim, die weder in der Schule noch Zuhause Bestätigung, Rückhalt und Ermutigung finden. Gemeinsam flüchten sich die Drei daher in eine selbstgeschaffene Welt aus satanistischen Praktiken, Martial Arts und Allmachtsfantasien. In genauer Beobachtung und vielen Details schildert WENN DIE WELT UNS GEHÖRT die Geschichte seiner Figuren und das entsprechend triste Mileu, macht die Beweggründe der Jungen verständlich, die in ihre immer bedrohlicheren Vorstellungen abdriften und totalitären Denkstrukturen verfallen. Die Leistung der Jungdarsteller und die plastisch gezeichneten Nebenfiguren runden diese deutsche Produktion schließlich zu einer vielschichtigen Begegnung mit bedrohlich realen Problematiken der Jugendkultur ab. Authentisch und packend.Filminfos
Gattung: | Drama; Jugendfilm |
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Regie: | Judith Keil; Antje Kruska |
Darsteller: | Christian Blümel; Willi Gerk; Vincent Krüger |
Drehbuch: | Judith Keil; Antje Kruska |
Kamera: | Marcus Winterbauer |
Schnitt: | Inge Schneider |
Musik: | Beckmann; Cinesong |
Länge: | 98 Minuten |
Produktion: | Lichtblick Film- und Fernsehproduktion GmbH, ZDF; Arte; |
FSK: | 12 |
Förderer: | BKM; MBB; Filmstiftung NRW; MDM; KJDF |
Jury-Begründung
Drei Jugendliche leben in einer Kleinstadt in Ostdeutschland. Der 18jährige Marco, der 16jährige Richy und der gleichaltrige Tim sind die Protagonisten eines Freundschaftsbündnisses, das aus einer Außenseiterschaft mit unterschiedlichen Motiven herrührt. Diese werden im Film glaubhaft dargestellt. Es beginnt mit scheinbar harmlosem Gläserrücken, auf das „Satan“ eine Antwort gibt. Marco, als der Ältere, ist die treibende Kraft, der die beiden Jüngeren durch seine Vorgaben und Forderungen nach Loyalität an sich bindet. Immer stärker wird über Mutproben einerseits und neuen Verletzungen der realen Welt andererseits der Wunsch, Krieger des Satans zu werden. Interessant dabei ist, dass sie ihre Scheinwelt nicht durch die Zugehörigkeit von festen Sekten oder faschistoiden Gruppierungen ableiten oder als Vorbild haben, sondern mehr naiv Teile dieser Strömungen durch Filme wie Ninja-Krieger und einer Mischung von Symbolen übernehmen. Sie spüren, dass sie durch ihren Zusammenschluss an Selbstbewusstsein und damit innerlicher Stärke gewinnen. Auch Zweifel und Auseinandersetzungen um die richtige Haltung als Satansjünger können ihren Bund letztlich nicht aufbrechen. Am Ende bringen sie sich selbst zum Opfer für Satan, um als seine Krieger in einem anderen Leben für ihn kämpfen zu dürfen.Den Autoren ist aus der Sicht der Jury ein wichtiger Film gelungen, der nachvollziehbar macht, wie Jugendliche, die in einer schwierigen Durchgangsphase auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden sind, sich vor allem durch äußere Umstände durch gegenseitige Bestätigung und Abhängigkeiten in eine fatale, scheinbar auswegslose Situation hinein manövrieren können. Trotz Schwächen in der Dramaturgie vom Tempo her, einiger Längen und möglicher besserer Charakterisierung von Nebenrollen überwiegt die realitätsnahe schauspielerische Leistung der drei Hauptdarsteller.