Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Humor ist ja immer eine Sache für sich. Manchmal erschließt er sich auf den ersten Blick, manchmal muss man ihm erst „auf die Schliche kommen“. Die Komödie WAS WEG IS, IS WEG von Christian Lerch gehört zur zweiten Kategorie und ist mitunter ein wenig sperrig. Mit Sicherheit werden nicht alle Zuschauer an diesem Film sofort Gefallen finden, insbesondere, wenn sie des Bayrischen nicht ganz mächtig sind. Manche Wortwitze bleiben ihnen dann leider verschlossen. Den regional „erfahrenen“ Zuschauer dagegen erreicht der Verbalhumor sicherlich schneller. Für alle Zuschauer reizvoll dagegen ist die Retro-Ästhetik der späten Achtziger Jahre. Auch die dramaturgische Exposition für das skurrile Geschehen ist gelungen: Der eigensinnige Erfinder Sepp vom Baumgarten-Hof war der Zeit wohl wirklich Jahrzehnte voraus. Aber ihm unterlief ein fataler technischer Fehler, er verunglückte und endete (vorerst) im Koma. Die Welt drehte sich weiter; die Kinder vom Baumgarten-Hof wurden erwachsen. Und an einem „komischen Tag“ tobt sich das Schicksal dann aus. Der Gastwirt Franz Much verliert einen Arm, Lukas, Paul und Hansi kehren ins Elternhaus heim. Onkel Sepp wacht aus dem Koma auf und stirbt gleich darauf. Ein Liebespaar findet zueinander, eine SAT-Antenne sorgt für 38 TV-Programme, ein Strommast stürzt um und in Tschernobyl kommt es zum GAU. Der Film beinhaltet durchaus einige hübsche Einfälle – z. B. das Lotto-Zahlen-Pusten. Bewundernswert ist auch die stoische Ruhe bzw. die Ignoranz, mit der Erika und Johann Baumgarten auf jegliches Tür- und Telefonklingeln reagieren. Ausdrücklich wurde die darstellerische Leistung von Johanna Bittenbinder (als Erika) gewürdigt. Teilweise scheint der Humor nicht so schwarz wie intendiert und wirkt daher ein wenig „grau“: Ist es wirklich witzig, wenn Johann Baumgarten Ende der 80er Jahre immer noch annimmt, dass bald „der Russe kommt“? Die Jury votierte aber dennoch aufgrund der aufgeführten überzeugenden Qualitäten für das Prädikat „wertvoll“.