Vom Atmen unter Wasser

FBW-Pressetext

Ein ermordetes 16jähriges Mädchen - eine Tragödie, die ein Jahr danach immer noch anhält. Andrea Sawatzki stellt ihr Talent beeindruckend unter Beweis, sie spielt ihre Rolle ausdrucksstark und intensiv. Aber auch ihre Schauspielerkollegen stehen ihr in nichts nach. Die Ohnmacht der Trauer der Familie geht unter die Haut. Ohne Stellung zu beziehen für einen der Hinterbliebenen, zieht sich die schwarze Dramaturgie konsequent durch den Film. Authentisch, einfühlsam, fesselnd, tragisch - ein Film, der aufwühlt und lange nachhallt.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm; Familienfilm
Regie:Winfried Oelsner
Darsteller:Andrea Sawatzki; Paula Kalenberg; Adrian Topol; Thorsten Merten
Drehbuch:Lisa-Marie Dickreiter
Weblinks:;
Länge:101 Minuten
Produktion: avindependents Film & TV Produktionsgesellschaft mbH
Förderer:KJDF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein junges Mädchen, Sarah, wurde ermordet. Kurz vor ihrem ersten Todestag versucht sich ihre Mutter, das Leben zu nehmen, schneidet sich die Pulsadern auf. Diese dramatisch-tragische Ausgangskonstellation steht am Beginn des Psychodramas Vom Atmen unter Wasser, der zweiten langen Spielfilmarbeit von Winfried Oeslner (Jahrgang 1972).

Ein Film konzipiert als psychologisches Kammerspiel, eine geschlossene Aura entwerfend. Spürbar orientiert an Meistern des Genres (etwa Claude Chabrol oder Claude Miller) ist das dominante Leitmotiv des Films die Zerstörung einer Familie durch die Trauerarbeit. Das Trauma des Verlustes ist schier übermächtig, macht alle Heilungs- oder Verdrängungsprozesse zunichte. Die „Totenarbeit“ der Mutter vor allem ist es, die ständig neue Wunden aufreißt. Die verbliebene Familie zerfällt, lebt zusehends aneinander vorbei, sucht sich Nischen, Fluchthäfen. Die filmische Atmosphäre bleibt durchgängig unheilschwanger, mit morbidem Odem. Situationen harmonisieren sich nur partiell, dann kommt es zu neuen Eskalationen. Beziehungen vergiften sich erneut, werden bald zum Scheitern verurteilt. Es wird neue Schuld geboren: ein fatalistisches Universum mit immer neuen Irrläufen.

Krisen aus Hilflosigkeit und permanenter Überforderung. Das Gelingen eines so konzipierten und erzählten Film ist fast immer von einem subtil gebauten Drehbuch abhängig. Das war bei Atmen unter Wasser vorhanden und kann in seiner auf- und abschwellenden Unheildramaturgie überzeugen.

Famos auch die konstruierten Film im Film-Effekte. Wie häufig bei Filmen dieses Genres realisiert sich der psychologische Determinismus über vorzügliche Darsteller, hier vor allem über Andrea Sawatzki in der Mutterrolle. Eindrucksvoll auch Adrian Topor als Sohn Simon, der „falsche“ Überlebende in der Tragödie.