Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen
FBW-Pressetext
Mit ihrem Blick auf das Leben der Hildegard von Bingen hat Regisseurin Margarethe von Trotta sich nicht nur einer einflussreichen und prägenden Frauenfigur des Mittelalters angenommen, sondern mit einer hochkarätigen Besetzung, authentischer Ausstattung und adäquater Musik eine anregende historische Rekonstruktion der damaligen Zeit geschaffen. In eindrucksvollen Bildern, gezeichnet durch eine kunstvolle Kamera und besondere Lichtführung, schildert sie die Schicksale der Ordensschwestern im Kampf um Liebe, Neid und Unabhängigkeit in einer männlich dominierten Welt. Nicht zuletzt ist es der großen Leistung von Barbara Sukowa zu verdanken, dass diese faszinierende Persönlichkeit mit all ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Facetten spürbar wird und auch heute noch zu wirken vermag.Filminfos
Gattung: | Geschichtsfilm; Spielfilm; Biopic |
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Regie: | Margarethe von Trotta |
Darsteller: | Barbara Sukowa; Lena Stolze; Heino Ferch; Hannah Herzsprung |
Drehbuch: | Margarethe von Trotta |
Weblinks: | ; |
Länge: | 111 Minuten |
Kinostart: | 24.09.2009 |
Verleih: | Concorde |
Produktion: | Concorde Filmed Entertainment, Clasart Film + TV Produktions; |
FSK: | 12 |
Förderer: | FFF Bayern; Filmstiftung NRW; DFFF |
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Jury-Begründung
Margarethe von Trotta gebührt Verdienst und Auszeichnung, das Leben einer großen Frauenfigur des Mittelalters filmisch zu würdigen. Einer Äbtissin, der es auf überzeugende Weise gelang, die strengen Konventionen von Kirche und Gesellschaft der damaligen Zeit zu durchbrechen und ihren vorbestimmten Weg konsequent zu gehen. Mut, Intelligenz und ein Wissensdurst, der auch dem Leben außerhalb der Klostermauern zugewandt war, zeichneten sie aus.Sie war eine von Gott begnadete Seherin, deren Visionen vom Papst anerkannt wurden. Selbst Kaiser Barbarossa schätzte ihren Rat. Ihre Bücher über Heilkunde und ihre Kompositionen überdauerten ein Jahrtausend und erleben heute eine vielbeachtete Renaissance.
Biographie und überlieferte Werke der Hildegard von Bingen waren der reiche Fundus für Margarethe von Trotta zu einem faszinierenden Porträt einer außergewöhnlichen Frau, die zum einen eine herausragende Kirchendienerin mit fast heiligengleicher Verehrung war, zum anderen die strengen Kirchenregeln auch gegen viele Widerstände zu durchbrechen wagte und auch ihren Emotionen freien Lauf lassen konnte. Ihre Liebe zu ihrer Lieblingsnovizin Richardis ist ein Beleg für ihre gefühlvolles Wesen, wie auch ihre Leidenschaft zu Gesang und Spiel und andererseits auch die Härte bei der Durchsetzung ihrer Pläne. So offenbarte Hildegard in ihrem verinnerlichten und demütigen Klosterleben durchaus menschlich-weltliche Züge.
Die ausgezeichnete Kamera von Axel Block bietet tiefe Einblicke in das klaustrophobisch eingeengte Klosterleben, das neben Kontemplation und Gottergebenheit auch manch Zwiespältiges und Problembeladenes aufzuweisen vermag. Erlaubt sei aber auch der Hinweis, dass der Einsatz der Handkamera einen gewissen Bruch bei dem so trefflich dem mittelalterlichen Ambiente angepassten Kameralauf verursachen.
Anerkennenswert ist das Bemühen, auf Basis von Überlieferungen den Sprachduktus einer Zeit vor tausend Jahren einzubringen. Set-Design und Ausstattung konnten mit großem Aufwand und Detailgenauigkeit dem Spiel einen höchstmöglich genauen historischen Rahmen zaubern. Kleine Einwände kann man bei der Gestaltung des Auszuges der Nonnen aus dem Kloster und bei den Arbeiten am neuen Kloster anbringen.
Barbara Sukowa brilliert in der Verkörperung der Hildegard von Bingen. Auf überzeugende Weise gefolgt von Hannah Herzsprung als Richardis und Alexander Held als Abt Kuno. Aber auch die weiteren Hauptrollen sind durch Lena Stolze, Sunnyi Melles, Heino Ferch und Devid Striesow glaubhaft besetzt.