Verraten

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine Polizeiagentin, die in das Privatleben eines texanischen Bauern eingeschleust wird, um dem Urheber einer Reihe geheimnisvoller Verbrechen auf die Spur zu kommen, und die ihre Aufgabe erfolgreich löst, wenngleich sie dabei physisch und psychisch beinahe selbst vor die Hunde geht - wenn Constantin Costa-Gavras ein heißes Eisen dieser Art anpackt, darf der Zuschauer einen mit Mitteln des Melodramas und des Actionfilms gestalteten Polit-Thriller erwarten und wie immer sicher sein, dass dieses Rezept der Publizierung besser funktioniert als politische Aufklärung mit Appell-Charakter und dokumentarischem Hintergrund. Diesmal wird rigoros informiert über den Neofaschismus, wie er sich in bestimmten Regionen der USA entwickelt hat und zu blutigen Ausschreitungen gegen alles "Unamerikanische" und "Andersartige" führt, insbesondere gegen Juden und Neger.

Debra Winger hat die Hauptlast eines infamen Spiels zu tragen, das sie schicksalhaft verstrickt in die Interessen beider Seiten, der Polizei, weil die Agentin den Staat zu schützen verpflichtet ist, der Neofaschisten, weil sie sich in einen von ihnen, den sie zunächst für unschuldig hält, verliebt. Im Gefolge ihrer sich entwickelnden missbrauchten Gefühle führt das Drehbuch den Zuschauer souverän durch die spannende Handlung, deren Schluss eine befriedigende Lösung vorenthalten muss, weil es sich nicht geben kann. Die Anklage gegen Gewalt und Ideologie des Hasses baut sich eindrucksvoll auf, sie bezieht ihren Effekt auch aus der scheinbaren Leidenschaftslosigkeit, mit der die Bilder, die Taten und die Gesichter der Protagonisten für sich sprechen, und wirkt hoffentlich über dieses Kinoerlebnis hinaus auf den alarmierten Zuschauer ein.