Urmila - Für die Freiheit

Kinostart: 26.05.16
VÖ-Datum: 09.12.16
2016
Filmplakat: Urmila - Für die Freiheit

FBW-Pressetext

Urmila Chaudhary wurde im Alter von sechs Jahren von ihrer Familie als Sklavin an wohlhabende Familien verkauft. 11 Jahre lang musste sie hart arbeiten, wurde von ihren „Besitzern“ missbraucht. Mit 17 Jahren wurde Urmila aus der Sklaverei befreit. Nun kämpft sie mit anderen befreiten „Kamalaris“ für das Recht der Mädchen, aus dieser Sklaverei befreit zu werden. Und für das Recht, zur Schule gehen zu dürfen. Ein Traum, den sie sich selbst erst jetzt erfüllen kann. Urmila weiß, dass ein harter Kampf vor ihr liegt. Aber es ist ein Kampf, der sich lohnt. Denn nur so kann die Welt, kann ihre Welt besser werden. Die Dokumentarfilmemacherin Susan Gluth hat Urmila und ihre Weggefährtinnen über fünf Jahre lang begleitet. Und in jeder Minute des Films spürt man das vertrauensvolle und enge Verhältnis zwischen ihr und den Mädchen. Das Filmteam ist kein Fremdkörper, wird zu einem Teil der Bewegung. Und diese Bewegung ist in ihrer Stärke und ihrem Zusammenhalt beeindruckend. Zu Beginn des Films wird der Zuschauer Zeuge einer Befreiungsaktion eines in Sklaverei gehaltenen kleinen Mädchens. Unbeirrt fordern Urmila und die anderen eine ältere Dame auf, ihr das Mädchen zu übergeben. Genau diese Beharrlichkeit zeichnet die Gruppe aus. Und so reisen sie zu Ministern, fordern Reformen, fordern Gleichberechtigung, fordern die Abschaffung der Sklaverei – was auch gelingt. Immer unter der Anführung von Urmila, die neben dem Kampf für die Gruppe auch selbst zielstrebig ihren eigenen Weg verfolgt. Sie möchte Anwältin werden, lernt in jeder freien Minute und hat dennoch die Energie, durch die ganze Welt zu reisen, um die Ziele der Befreiungsorganisation voranzutreiben. Urmila Chaudhary ist eine beeindruckende Protagonistin, der man gerne auf ihrem Weg folgt. Susan Gluth begleitet sie dabei, stellt keine direkten Fragen, verzichtet auch auf einen Kommentar. Urmila wird nie vorgeführt, das Trauma ihrer Erinnerungen ist spürbar, wird aber nie ausgestellt. Dazu gelingen dem Film immer wieder einzigartige ehrliche Momente, in denen sich in einem Bild all die Verzweiflung über das Erlebte und all die Hoffnung auf eine bessere Zukunft vereinen. Wenn Urmila gefragt wird, ob sie Teil eines Projekts mit dem Titel „I have a dream“ werden wolle, und sie darauf erstaunt fragt, ob sie denn auch einen Traum haben dürfe, dann gelingt dem Film eine berührende und emotional so tiefgehende Wahrhaftigkeit, die man als Zuschauer nur selten so erleben darf. URMILA – FÜR DIE FREIHEIT ist ein eindringliches und inszenatorisch meisterhaftes Porträt einer starken, bewundernswerten, jungen Frau. Die immer weiter kämpft. Für Gerechtigkeit, für Menschlichkeit. Und eine bessere Zukunft.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Susan Gluth
Drehbuch:Susan Gluth; Silke C. Schultz; Kristl Filippi
Kamera:Susan Gluth
Schnitt:Susan Gluth; Xavier Box
Musik:Christian Conrad; Dominic Miller; Hagay Sofer
Webseite:;
Länge:87 Minuten
Kinostart:26.05.2016
VÖ-Datum:09.12.2016
Verleih:Farbfilm Verleih
Produktion: gluth film I Dokumentarfilmproduktion Susan Gluth, zero fiction film GmbH;
FSK:0
Förderer:FFA; BKM; MBB; DFFF; KJDF; FFHSH
DVD EAN-Nummer:4250128418614
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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

In Nepal leben heute noch Menschen in Sklaverei. Kinder aus armen Familien werden reichen Familien als Haushaltssklaven verkauft. So wurde Urmila Chaudhary im Alter von sechs Jahren als eine sogenannte Kamalari nach Kathmandu verschleppt. Ihre Eltern bekamen jedes Jahr 50 Euro, während das Mädchen bis zu 15 Stunden am Tag arbeiten musste. In einem Spielfilm über ihr Schicksal würde diese Leidenszeit möglichst intensiv und berührend inszeniert und der dramatische Höhepunkt wäre ihre Befreiung. Ihre folgende Entwicklung zu einer Aktivistin, die den Protest gegen die Kindersklaverei in Nepal organisiert, würde dann in einem kurzen Epilog abgehandelt. Es ist bemerkenswert, wie radikal anders der Ansatz von Susan Gluth bei ihrer Dokumentation über Urmila ist. Sie malt keine Schreckensbilder von den brutalen Bedingungen der Kindersklaverei und versucht nicht, ihre Titelheldin von dieser Zeit erzählen zu lassen. Auch die Umstände ihrer Befreiung werden nicht geschildert – dieser Film beginnt im Grunde da, wo eine konventioneller erzählte Lebensgeschichte von Urmila aufhören würde. Stattdessen ist die Dokumentarfilmerin der jungen Frau über einen langen Zeitraum mit der Kamera gefolgt. Und dabei hat sich offensichtlich ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Urmila und dem Filmteam entwickelt, sodass sehr intime Aufnahmen vom Leben der jungen Frau möglich wurden, die aber nie voyeuristisch wirken, sondern Zeugnis von der Sympathie ablegen, mit der Gluth ihre Titelheldin begleitet. Diese ist auf einer Ebene ein normales junges Mädchen, das noch auf der Suche nach seiner Identität ist, große Träume von einer Karriere als Rechtsanwältin hat, sich aber Sorgen darüber machen muss, ob sie die Versetzung in das nächste Schuljahr schafft. Auf einer anderen Ebene ist sie eine öffentliche Figur, die Presskonferenzen gibt, nach New York und Oslo reist und dort Reden hält, sowie bei einem Treffen vom Prime Minister Nepals fordert, dass dieser sich für das Ende der Sklaverei in seinem Land einsetzt. Zuhause putzt sie dann wieder Kochtöpfe. Von einem wohlmeinenden Erwachsenen aus dem Westen wird sie gewarnt, dass sie beides, Karriere und politischen Kampf, unmöglich bewältigen kann, und tatsächlich wirkt sie manchmal ratlos sowie überfordert und schließlich kommt es zu einem körperlichen Zusammenbruch, von dem sie sich dann aber wieder erholt. Gluth zeigt, wie schwer es für Urmila ist, ihren eigenen Weg zu finden und wie groß in ihrem Leben der Kontrast zwischen Tradition und dem modernen Leben ist. Dabei beeindruckt immer wieder, wie rückhaltlos sie sich für die Kampagne gegen die Sklaverei in ihrem Land engagiert. So führt sie etwa auf Plätzen in den Dörfern kleine Rollenspiele auf, in denen gezeigt wird, wie brutal die Sklavenhalter mit den jungen Mädchen, die ihnen völlig ausgeliefert sind umgehen. Man sieht das Entsetzen in den Augen der jungen Zuschauerinnen und bekommt so einen Eindruck davon, wie wirkungsvoll diese Aufklärungsaktionen zu sein scheinen. Bei einer Befreiungsaktion beobachtet sie die Passagiere in einem Busbahnhof und schreitet zusammen mit ihren Mitstreiterinnen recht forsch und selbstbewusst ein, als eine ältere Frau mit einem noch sehr jungen Mädchen sich verdächtig macht. Gluth ist mit ihrer Kamera immer unmittelbar dabei und ist während der langen Vorbereitungs- und Drehzeit so heimisch in Urmilas Milieu geworden, dass ihr Blick nie, wie der einer westlichen Beobachterin wirkt. So ist ihr auch eine erschütternde Szene zwischen Urmila und ihrem Vater gelungen, bei der klar wird, dass sie ihren Frieden mit ihm geschlossen hat, aber er immer noch im alten Denken gefangen ist und sie dazu auffordert, ihn finanziell zu unterstützen. Der Schwenk danach zu ihren traurigen Augen ist ein Moment der Wahrheit, wie ihn nur wirklich gute DokumentarfilmerInnen einzufangen vermögen.