TKUMAnnheim – Jüdisches Leben² von 1945 bis heute

Filmplakat: TKUMAnnheim – Jüdisches Leben² von 1945 bis heute

FBW-Pressetext

In ihrem neuen Dokumentarfilm liefert Isabel Gathof anhand eines medienpädagogischen Dialogprojekts in Mannheim nicht nur spannende und erhellende Einblicke in das jüdische Leben der Stadt, sondern auch in die jüdische Geschichte und Kultur Deutschlands.

Die Dokumentation stellt die Neugründung der jüdischen Gemeinde in Mannheim nach dem Krieg dar und setzt sich mit ihrer Geschichte im Wandel der Zeit auseinander. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Jugend der jüdischen Gemeinde. Dabei hat es sich der Dokumentarfilm zum Ziel gesetzt, die heute zum Teil unsichtbar gewordene, jüdische Topographie der Quadratestadt Mannheim wieder sichtbar zu machen und ebendiese Orte durch persönliche Geschichten mit Leben zu füllen.

TKUMANNHEIM – JÜDISCHES LEBEN² VON 1945 BIS HEUTE von Isabel Gathof bietet eine vielschichtige Darstellung des Gemeindezentrums und ihrer Mitglieder. Verschiedene Tätigkeiten des Zentrums, wie zum Beispiel der Deutschkurs für Senior:innen, werden näher beleuchtet, dabei gelingen Gathof und ihrem Kameramann Nicolas Mussell sehr berührende Einblicke. Der besondere Mix an verschiedenen Kulturen macht nicht nur die Gemeinde, sondern auch diese Dokumentation einzigartig. Der Film stellt eine Vielfalt von Protagonist:innen aus verschiedenen Generationen vor, die diesen Ort der Mannheimer Innenstadt als Gemeinde bereichern und bietet so eine mitreißend und inspiriert erzählte Stadtführung aus verschiedenen Perspektiven. Was dem Film gelingt, ist die perfekte Mischung aus Emotion und Information. Das gesellschaftliche Leben des Gemeindezentrums wird auf mitreißende Art und Weise aufbereitet. TKUMANNHEIM – JÜDISCHES LEBEN² VON 1945 BIS HEUTE erzählt die persönlichen Geschichten einer in jedem Sinne beispielhaften Gemeinde und berührt das Publikum auf verschiedenen Ebenen. Die Jury hebt hervor, wie wichtig es ist, dass diese Thematik viele Menschen erreicht. Ein Dokumentarfilm, den die Jury aus diesen Gründen gerade auch für den Einsatz im schulischen Kontext empfiehlt.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Isabel Gathof
Drehbuch:Isabel Gathof
Kamera:Nicolas Mussell
Schnitt:Isabel Gathof
Musik:Lennart Altgenug
Länge:78 Minuten
Produktion: FEINSHMEKER FILM Isabel Gathof
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Jüdische Geschichte und Kultur sind spätestens mit der Pogromnacht im November 1938 in weiten Teilen Deutschlands verloren gegangen. Natürlich gab es nach dem Krieg auch Neuanfänge, aber so verankert wie vor der nationalsozialistischen Machtergreifung ist das jüdische Gemeindewesen an keinem Ort mehr. Mannheim allerdings zeigt diesbezüglich zündende Ideen, hinsichtlich einer Auferstehung der Gemeinde im neuen Umfeld. So ist auch der Titel von Isabel Gathofs TKUMANNHEIM zu verstehen: Als ein Wortspiel aus dem hebräischen Wort für Wiedergeburt TKUMA und MA, dem Kürzel der Stadt Mannheim.

Gathofs Dokumentation setzt mit einer kleinen filmischen Stadtführung durch Mannheim ein. Elina Brustinova und Suhail Butt, die Vorstände des Mannheimer Stadtjugendrings, werden an die früheren und heutigen Stätten jüdischen Lebens geführt. Das wirkt zunächst wie ein etwas gestellter Imagefilm der Stadt Mannheim. Offensichtlich aber, so schließt die Jury, ein inszenatorischer Einfall, mit dem Gathof ihr Publikum an Orte heran- und in die Gemeinde einführen will.

Um etwas über die Orte jüdischen Lebens von 1945 bis heute zu erklären, wagt TKUMAnnheim einen Exkurs in die Anfänge der Residenzzeit im 17. Jahrhundert, sucht noch bestehende oder längst nicht mehr existente Orte, Bauten und Plätze Mannheims auf und beendet den Rundgang schließlich an der Neuen Synagoge aus den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Das ist zweifelsohne sehr informativ, und dennoch: TKUMANNHEIM – JÜDISCHES LEBEN² VON 1945 BIS HEUTE, so der vollständige Filmtitel, glänzt zunächst nicht mit dramaturgischer Raffinesse. Das ändert sich, je mehr sich Gathofs Dokumentation der Gegenwart nähert. Der Film wird lebendiger, weil er auch immer tiefere Einblicke in das Leben der jüdischen Gemeinde zeigt. Immer deutlicher wird die Absicht der Filmemacherin, jüngere Vergangenheit und Gegenwart durch persönliche Berichte mit Leben zu füllen. Sie zeigt, dass das wiederauferstandene jüdische Leben in Mannheim auf persönlicher Initiative einzelner Gemeindemitglieder basiert. Sie zeigt aber auch, wie sehr sich die jüdische Gemeinde gerade in den letzten Jahren geöffnet hat und sich die Stadt im Gegenzug zu ihren jüdischen Mitbürgern bekennt.

Niemand aus der Jury hätte vermutet, was sich hinter den Mauern von Synagoge und Gemeindezentrum abspielt. Keines der Jurymitglieder hätte gedacht, wie intensiv sich dort um die Gemeinde gekümmert wird. Vom Sprachkurs für Senioren bis hin zum „Jewrovision-Song-Contest“, bei dem, der Eurovision-Song-Contest stand Pate, die besten musikalischen Performer aus ganz Deutschland ermittelt werden.

Gerade in solchen Momenten vermag der Film wirklich mitzureißen und Lust auf mehr zu machen. Isabel Gathofs Ansprech- und Interviewpartner:innen wirken super-authentisch, wenn sie vom Leben innerhalb der Gemeinde sprechen, von Feiern und religiösen Festen, vom Zusammenhalt und von der Öffnung nach außen.

So schwer zugänglich sich TKUMANNHEIM – JÜDISCHES LEBEN VON 1945 BIS HEUTE anfangs noch gibt, gegen Ende hat er die Jury gefesselt. Isabel Gathof zeigt, dass Dokumentationen nicht spröde sein müssen. Ihr Film wird sicherlich auch das Interesse von Schüler:innen fesseln, die sich mit jüdischem Leben auseinandersetzen. TKUMANNHEIM – JÜDISCHES LEBEN VON 1945 BIS HEUTE ist ein wichtiger Film, dem die Jury nach ausgiebiger Diskussion das Prädikat BESONDERS WERTVOLL verleiht.