Tilda
FBW-Pressetext
Natürlich weiß Tilda, dass es nie geschehen wird. Und doch wird sie nicht aufhören, davon zu träumen. Von Zeit zu Zeit bügelt und stärkt sie den weißen Kragen, den er jeden Sonntagmorgen beim Gottesdienst trägt. Und in ihrer kleinen Welt zuhause, mit ihren selbst gemachten Puppen, da kann sie immer so tun, als wären sie und er ein glückliches Paar. Doch eines Tages, beim Abendmahl, geschieht es: Ein Tropfen Wein beschmutzt den Kragen. Er fühlt sich schlecht, will sich entschuldigen. Tilda jedoch verlässt die Kirche, ohne Gruß. Aber manchmal ist ein kleines Missgeschick ja der Anfang für etwas viel Schöneres. Katja Benraths neuer Film erzählt mit liebevoller Hingabe zum Detail eine ganz zarte und zauberhafte Liebesgeschichte. Dabei werden die Gefühle stets nur angedeutet, erwecken beim Betrachter nichtsdestotrotz ganz große Emotionenen. Das liegt natürlich auch an der überzeugenden Hauptdarstellerin Debby Mulholland, die Tilda so entwaffnend ehrlich, rührend und bezaubernd spielt, dass man sie einfach nur in den Arm nehmen möchte. Und wenn sich Tilda in ihren eigenen vier Wänden ihren Tagträumen hingibt und beschwingt vor sich hin tanzt, dann erobert sie das Herz eines jeden Zuschauers im Sturm. Gerhard Olschewski als unbeholfener und nordisch zurückhaltender Pfarrer ist dazu der perfekte Gegenpart. Besonders reizvoll ist die Idee, einen Teil der Geschichte mit Tildas Puppen zu erzählen. Dies macht diese wundervolle und beseelte Romanze noch zusätzlich märchenhaft. Ein kleines feines und mit liebevoller Hand erdachtes Kurzfilmjuwel.Filminfos
Gattung: | Kurzfilm |
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Regie: | Katja Benrath |
Darsteller: | Debby Mullholland; Gerhard Olschewski |
Drehbuch: | Katja Benrath |
Kamera: | Felix Striegel |
Schnitt: | Katja Benrath; Florian Hirschmann; Daniela Sandhofer |
Musik: | Elisabeth Kaplan; Florian Hirschmann |
Länge: | 13 Minuten |
Produktion: | Tagträumer Filmproduktion GbR |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.Von den zarten Anfängen einer Liebesgeschichte erzählt Katja Benrath in ihrem Film TILDA. Die Titel gebende Hauptperson ist eine Schneiderin, die sich in ihrer Wohnung ihr kleines verträumtes Reich geschaffen hat. Hier lebt sie für sich allein, umgeben von selbstgenähten Puppen, für die sie eine kleine Welt gebaut hat. Nur sonntags kommt sie, wie es scheint, mal aus dem Haus, wenn sie den Gottesdienst besucht. Den leitet Pastor Krause, auf den sie schon lange ein verstohlenes Augen geworfen hat. Schließlich stärkt und pflegt sie dem Gottesmann den Kragen. Als das Kleidungsstück eines Tages mit Wein verkleckert wird, geraten die Dinge (endlich) in Bewegung.
Mit dem Film verhält es sich ein wenig wie mit dessen Protagonistin: Es sind die leisen Töne, die Blicke, die Andeutungen, die hier die Atmosphäre prägen. Fast ohne Dialog, aber mit präzisem Timing und schönen Regieeinfällen (wie etwa dem Kirchenchor) taucht der Zuschauer hier ein in eine Ideen- und Lebenswelt, wie man sie sich genau so vorstellen kann. Die leise und zurückhaltende Art Norddeutschlands, das einfache Leben auf dem Land, die Hoffnungen auf eine späte Liebe, die etwas spröde Art eines Pastors - all das ist hier mit viel Hintersinn, leisem Humor, feiner Beobachtungsgabe und handwerklich exzellent eingefangen - auf angenehme Weise fühlt man sich hier an den Humanismus eines Regisseurs wie Mike Leigh und überhaupt an die zurückgenommene britische Art des Erzählens erinnert.
Ein Film, der dazu einlädt, darüber nachzusinnen, wie es mit diesem entzückenden Liebespaar wohl weitergehen mag.