Three Stones for Jean Genet
FBW-Pressetext
Jean Genet war Dramatiker, Dichter und ein politisch denkender Mensch, der mit seinen Werken oftmals provozierte und mehrfach hinter Gefängnismauern landete. Seine letzte Ruhestätte fand er in Larache in Marokko, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Seine Fans und Bewunderer finden sich auf der ganzen Welt. Eine davon ist die berühmte Künstlerin Patti Smith. Der Filmemacher Frieder Schlaich besucht Smith bei ihrem Konzert in Tanger und begleitet sie an das Grab von Jean Genet. Durch die wunderschönen, poetisch anmutenden und gleichzeitig auf das Wesentliche fokussierten schwarz-weiß-Impressionen aus Marokko wirkt Schlaichs Film wie ein Gedicht, das von einem Freundschaftsdienst unter Seelenverwandten erzählt. Patti Smith verleiht nicht nur ihrer Verehrung für Genet Ausdruck, sondern gewährt auch einen kleinen Einblick in ihre eigene Persönlichkeit. Respektvoll begleitet die Bolex-Kamera von Schlaich die Künstlerin, man spürt die tiefe Vertrautheit und Nähe zwischen den Beiden, die für solch eine Dokumentation notwendig ist. Durch die sehr freie Bildwahl und eine ruhige Montage wird dem Zuschauer kein Bildeindruck „aufgezwängt“, man fühlt sich frei und folgt diesem bewusst sehr reduziert erzählenden Film über eine wahrhaft große Geste der Verehrung. Meisterhaft!Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm; Essayfilm |
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Regie: | Frieder Schlaich |
Drehbuch: | Frieder Schlaich; Patti Smith |
Kamera: | Frieder Schlaich |
Schnitt: | Frieder Schlaich; Kathrin Krottenthaler |
Webseite: | filmgalerie451.de; |
Länge: | 7 Minuten |
Produktion: | Filmgalerie 451 |
Jury-Begründung
Manche Geschichten brauchen lange, bis man sie zu einem Ende bringen kann. Das gilt auch für die Sängerin und Poetin Patti Smith, die April 2013 das Grab des Dichters Jean Genet besucht. Mit im Gepäck hat sie eine kleine Schachtel mit drei Steinen, die sie seit 30 Jahren mit sich herumtrug und die nun endlich ihrem Bestimmungszweck zugeführt werden.Der Filmemacher Frieder Schlaich, seit einigen Jahren mit Patti Smith befreundet, stieß zufällig auf die wahre Geschichte, die er hier mit berückenden Schwarzweiß-Bildern, gefilmt durch eine 16mm Bolex-Kamera mit Federwerk, die nur Takes von maximal 30 Sekunden Länge zulässt, einfing. Die ästhetische Anmutung, die aus dieser bewussten Entscheidung resultiert, passt ganz wunderbar zum rauen Tonfall, mit dem Patti Smith als Erzählerin das Geheimnis der drei Steine für Jean Genet vorträgt. Die Bilder atmen etwas von der Schlichtheit und Kargheit des „cinéma verité“, sie erinnern an das Underground-Kino der New Yorker Szene der 1960er und 70er Jahre, aus der auch Patti Smith stammt, sie wirken fast wie bewegte Photographien aus längst vergangenen Zeiten.
Auf diese Weise wird THREE STONES FOR JEAN GENET nicht nur zu einer „sentimental journey“ über einen späten Freundschaftsdienst, sondern erinnert auch daran, dass es für einen berührenden Film nicht viel mehr braucht als eine mechanische Kamera, einige Rollen Schwarzweiß-Film, eine gute Story, eine begnadete Erzählerin und ein Auge für Stimmungen und Details. Ein Werk wie ein Song von Patti Smith, wie ein Gedicht des „poète maudit“ Jean Genet. Schön und selten, wenn Stil, Inhalt und Gegenstand eines Filmes auf so gelungene und einfache Weise miteinander in Beziehung gesetzt werden.