Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Kinostart: 25.01.18
2017
Filmplakat: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

FBW-Pressetext

Doppelbödiges Meisterwerk, das mit pointierten Dialogen zwischen pechschwarzem Humor und tiefer menschlicher Tragik genau den richtigen Ton trifft.

15 Monate sind vergangen, ohne dass der Mörder ihrer Tochter ermittelt wurde. Noch immer tappt die Polizei von Ebbing, Missouri im Dunkeln. Und so unternimmt Mildred Hayes (Oscar®-Preisträgerin Frances McDormand, „Fargo“) eine Aufsehen erregende Aktion. Sie bemalt drei Plakatwände an der Stadteinfahrt mit provozierenden Sprüchen, die an den städtischen Polizeichef, den ehrenwerten William Willoughby (Woody Harrelson, Oscar®-Nominierungen für „Larry Flynt“ und „The Messenger“), adressiert sind, um ihn zu zwingen, sich um den Fall zu kümmern. Als sich der stellvertretende Officer Dixon (Sam Rockwell), ein Muttersöhnchen mit Hang zur Gewalt, einmischt, verschärft sich der Konflikt zwischen Mildred und den Ordnungshütern des verschlafenen Städtchens nur noch weiter. Der neue Film von Martin McDonagh verbindet aufs Meisterhafte den trockenen und bissigen Humor des irischen Regisseurs mit der radikalen Realität eines bestimmten amerikanischen Milieus, innerhalb derer er sich bewegt. THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI ist eine gelungene Genre-Mischung aus Western, Rachedrama und bitterböser schwarzer Tragikomödie. Dabei sind sämtliche Figuren von unglaublich unterhaltsamer Ambivalenz – keine Figur ist nur stark und rechtschaffen, nur böse und hintertrieben. Polizeichef Willoughby, den Woody Harrelson mit stoischer Miene spielt, ist rechtschaffen und ein Fels in der Brandung. Polizist Dixon, Willoughbys rechte Hand, erscheint auf den ersten Blick als tumber cholerischer Rassist – und durchläuft doch im Verlauf der Handlung eine Wandlung, die beim Zuschauer durchaus Sympathie weckt. Dies gelingt auch dank des großartigen Spiels von Sam Rockwell, dessen Darstellung eine wirklich ambivalente Figur erschafft, die trotz aller Komik tragische Tiefe besitzt. Als Mildred brilliert Frances McDormand. Sie spielt die verzweifelte Mutter eines ermordeten Kindes mit so viel innerer Verzweiflung und Entschlossenheit, dass man diese in jedem Blick und jeder Geste beobachten kann. Neben den fantastischen Darstellerleistungen zieht THREE BILLBOARDS seine große Stärke aber auch aus den pointiert trockenen Dialogen, der stimmungsvollen Musik von Carter Burwell und einer Geschichte, die bis zum Schluss mit neuen Twists überrascht. THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI ist bitterböse und doch liebevoll gezeichnet, brutal direkt und doch feinsinnig inszeniert – ein Meisterwerk, so vielschichtig wie die Welt, in der es spielt.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Martin McDonagh
Darsteller:Frances McDormand; Caleb Landry Jones; Kerry Condon; Sam Rockwell; Alejandro Barrios; Jason Redford; Darrell Britt-Gibson; Woody Harrelson; Abbie Cornish; Riya May Atwood; Selah Atwood; Lucas Hedges; u.a.
Drehbuch:Martin McDonagh
Kamera:Ben Davis
Schnitt:Jon Gregory
Musik:Carter Burwell
Webseite:fox.de;
Weblinks:filmsortiment.de;
Länge:115 Minuten
Kinostart:25.01.2018
Verleih:Fox
Produktion: Blueprint Pictures
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mildred Hayes ist wütend. Nach ihrer Auffassung tut die Polizei nichts, um den Täter zu fassen, der vor mehreren Monaten ihre Tochter vergewaltigt und ermordet hat. Die Polizisten foltern lieber Schwarze oder verfolgen Kinder wegen unerlaubten Skateboardfahrens als wirkliche Verbrechen aufzuklären. Und so mietet Mildred Hayes drei Plakattafeln an einer Provinzstraße an, auf denen an das schreckliche Verbrechen erinnert und die Untätigkeit der Polizei angeprangert wird. Die Plakate lösen eine Kette von Ereignissen aus, die Mildred selbst nicht vorhersehen konnte und die sie immer weniger im Griff hat.

Der Film ist wie ein klassischer Western aufgebaut: Eine einsame Frau sucht Gerechtigkeit. Frances McDormand spielt Mildred Hayes stoisch, trotzig, mit einer ungeheuren Wut, die von Anfang an eine gewaltige Energie entwickelt. Sie muss sich gegen die Ablehnung wehren, die ihr entgegenschlägt, weil sie den beliebten (und todkranken) Polizeichef Willoughby (Woody Harrelson) namentlich angeprangert hat. Die scharfzüngigen Wortgefechte und Aktionen, frei von jeder ‚political correctness’, die sich Mildred Hayes mit ihrer Umgebung liefert, haben Screwball-Comedy Qualität, bringen Leichtigkeit und eine untergründige Komik in den Film. Dafür sorgt auch die Figur des Polizisten Dixon (Sam Rockwell), ein frustrierter, cholerischer Mann voller Ressentiments, dem nachgesagt wird, Schwarze zu foltern und der vor keinem (illegalen) Mittel zurückschreckt, um seinen Chef zu verteidigen. Doch am Ende wird es der tumbe Dixon sein, der die größte Entwicklung durchgemacht hat.

Das Drehbuch, das Regisseur Martin McDonagh geschrieben hat, treibt mit pointierten Dialogen eine Geschichte voran, die immer wieder neue Einsichten und Wendungen parat hat und in der vieles nicht so ist wie es zu Beginn scheint. Der Film moralisiert und verurteilt nicht. Er zeigt Menschen, die mehr oder weniger am Abgrund stehen und allen Widrigkeiten zum Trotz versuchen, ihr Leben zu leben oder vorsätzlich darauf verzichten. Neben der großartigen Frances McDormand sind alle Rollen glänzend besetzt und sehr genau geführt. Kamera, Ausstattung, Musik und alle Gewerke sind auf höchstem Niveau.
Vordergründig kann THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI als Anklage gegen Rassismus, Gewalt und patriarchale Machtstrukturen gesehen werden. Im Kern geht es um Schuld, Rache und Versöhnung. Martin McDonagh konfrontiert mit seiner klugen Inszenierung auch damit, wie rasch vorschnelle Urteile gefällt werden. Die Jury vergibt einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“.