The Green Prince

Kinostart: 27.11.14
VÖ-Datum: 17.04.15
2013
Filmplakat: The Green Prince

FBW-Pressetext

Mosab Hassan Yousef ist der Sohn einer der mächtigsten Anführer der palästinensischen Hamas-Bewegung. Er war der engste Vertraute seines Vaters und hatte Einblick in alle Vorgänge und Vorhaben. Doch beim israelischen Geheimdienst Shin Bet wurde Mosab Hassan Yousef bekannt als „The Green Prince“. Unter diesem Decknamen wurde er mit 17 Jahren als Informant rekrutiert, um die Unternehmungen der Hamas auszuspionieren. Auf die Gefahr hin, täglich sein eigenes Leben zu riskieren. Was zunächst klingt wie ein spannend erzählter Thriller, ist eine wahre Geschichte. Heute lebt Mosab Hassan Yousef in den USA, immer auf der Flucht, weil Morddrohungen der Hamas ihn verfolgen. Denn für sie ist er ein Verräter. In seinem Buch „Son of Hamas“ beschreibt er die Vorgänge genau, die ihn zu der Entscheidung führten, ein israelischer Spion zu werden. Nadav Shirman nutzt diese Grundlage und zeichnet die Geschichte nach. Die Stilmittel, derer er sich bedient, sind aus Spielfilmen bekannt: treibende Spannungsmusik, schnelle Montage, Verwendung von nachgestelltem sowie dokumentarischen Material. Doch im Zentrum der Geschichte stehen Mosab Hassan Yousef selbst sowie der Mann vom israelischen Geheimdienst, der ihn rekrutierte: Gonen Ben Yitzhak. Die beiden schildern chronologisch die Ereignisse, ganz sachlich und klar, mit einer Ruhe, die ob des unglaublichen Themas beim Zuschauen fast den Atem raubt und gerade deswegen für unglaubliche Spannung sorgt. Stets spürt man die Dramatik der Geschehnisse, spürt, wie tief die Erfahrungen des Spions und seines Vertrauten gehen. Und man kann nachvollziehen, wie aus einer zunächst professionellen Beziehung eine Freundschaft wurde. Eine Freundschaft, die stärker ist als die tiefen Gräben des Hasses, die zwischen Israel und Palästina herrschen. Mosab Hassan Yousef hat keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. Den Kontakt zu Gonen Ben Yitzhak jedoch hält er aufrecht. Er hat ihm in die USA geholfen. Sein Leben für ihn riskiert. Mit THE GREEN PRINCE ist Nadav Shirman ein spannender und brisanter Dokumentarfilm gelungen, der mit seiner unglaubliche Geschichte auch Licht in einen hochgradig aktuellen politischen Konflikt bringt.

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Nadav Schirman
Darsteller:Mosab Hassan Yousef; Gonen Ben Yitzhak
Drehbuch:Nadav Schirman
Buchvorlage:Mosab Hassan Yousef
Kamera:Hans Fromm; Giora Bejach; Raz Degan; Hans Funck
Schnitt:Joelle Alexis; Sanjeev Hathiramani
Musik:Max Richter
Weblinks:; ;
Länge:101 Minuten
Kinostart:27.11.2014
VÖ-Datum:17.04.2015
Verleih:Rapid Eye Movies
Produktion: A List Films GmbH, Telepool; Uzrad Productions; Passion Pictures; Red Box Films;
FSK:12
Förderer:FFF Bayern; Hessische Filmförderung; DFFF
DVD EAN-Nummer:4260017065881
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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Das Dokumentarfilme im Kino heutzutage nicht mehr funktionieren und bestenfalls übers Fernsehen zu vermitteln sind, stimmt so nicht. Die deutsch-israelisch-britische Co-Produktion THE GREEN PRINCE gehört zu einer neuen Generation von Dokumentarfilmen, die mit Spielfilmelementen dem veränderten Rezeptionsverhalten der Zuschauer Rechnung tragen.
Der Palästinenser Mosab Hassan Yousef wächst in Ramallah auf. Als er mit 17 Jahren Waffen schmuggelt ist er fest entschlossen gegen Israel zu kämpfen. Doch Mosab wird entdeckt und festgenommen. Keine ungewöhnliche Biografie im Westjordanland. Mosab jedoch ist der Sohn eines Hamas-Mitbegründers. Das macht ihn Interessant für den israelischen Geheimdienst Shin Bet. Nach tagelangen Verhören und psychischer Folter wird ihm der Vorschlag unterbreitet als Spitzel für Israel zu arbeiten. Mosab will nur zum Schein auf das Angebot eingehen, aber seine Zukunft wird sich anders gestalten.
Das Mischen von Archivmaterial und Spielszenen ist immer eine delikate Sache. In der Jury wurde die Frage der Manipulation diskutiert. Regisseur Nadav Schirman nutzt die Möglichkeiten des Dokudramas um Spannung zu erzeugen. Das erschien der Jury legitim, zumal in den Spielszenen keine Schauspieler, sondern ausschließlich die realen Akteure zu sehen sind. Sie wertete dieses Vorgehen daher als ein berechtigtes, dramaturgisches Mittel zur Umsetzung der Originalbuchvorlage und kam zu dem Schluss, dass die aufkommende Frage nach Manipulation auf besondere Achtsamkeit bei der Sichtung verweist.
THE GREEN PRINCE bringt das unauflösbare Dilemma des Palästinakonflikts in die Kinos. Das Dokudrama – und das wertete die Jury hoch – gewährt glaubhafte Einsichten in die Architektur und Logik von Hamas und Shin Bet. Dem Buch Mosab Hassan Yousefs folgend, verweist der Film auf Strukturen, die Loyalität und Vertrauen nutzen und ausnutzen. Die Jury konnte Mosabs Weg sehr gut nachvollziehen, der als Mitgefangener unter Hamas-Gefangenen ein verändertes Bild von der Hamas erhält und, aus der Enttäuschung über die Organisation, sein Vertrauen dem Führungsoffizier Gonen Ben Yitzach schenkt. Genauso stark berichtet der Film aber auch von der rigiden Organisation eines Geheimdienstes, der sich in dem Maße moralisch diskreditiert, wie er persönliche Bindungen ablehnt.
THE GREEN PRINCE lässt an der psychischen Konstellation von Informant und Führungsoffizier, an deren Zweifeln und Zuversicht und letztlich auch an deren persönlichen Moralkodizes teilhaben. Kamera, Licht und Schnitt folgen dabei dem Vorbild von Agentenfilmen und vermitteln so einen genauso fesselnden, wie präzisen Eindruck der Standpunkte beider Seiten. Lediglich die wahrlich ununterbrochene Soundkulisse wurde von der Jury als übertrieben moniert. Hier hätte ein wenig Zurückhaltung mehr getan.
In THE GREEN PRINCE erkennt die Jury eine Arbeit, die, pars pro toto, zur Erklärung des Palästinakonflikts beiträgt, die aber auch zeigt, dass in einem so lange währenden Konflikt niemals letztgültige Wahrheiten zu erwarten sind. Soviel Erkenntnis fesselnd zu inszenieren ist das Prädikat besonders wertvoll durchaus Wert.