Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Bilder von Vögeln, die im Öl ersticken, eine Natur, die durch die Verantwortungslosigkeit großer Unternehmen zum Untergang verurteilt zu sein scheint, und dazu eine Frauenstimme aus dem Off, die ankündigt, dass eine Gruppe von Aktivisten diesen Unternehmen den Kampf angesagt haben. Das sind die ersten Szenen in THE EAST. Gleich darauf sieht man, wie diese Gruppe, die sich „The East“ nennt, in ein Haus einbricht, das einem der mächtigen Chefs eines die Umwelt zerstörenden Ölriesen gehört, und das klebrige „schwarze Gold“ in seinem Haus verbreitet. Wenig später ist die junge ehemalige FBI-Agentin Jane unter dem Tarnnamen Sarah als Undercover-Agentin Teil dieser Gruppe. Sie soll „The East“ ausspionieren und ihrem neuen Arbeitgeber, einer privat geführten Agentur zur Bekämpfung von terroristischen Aktivitäten, zuarbeiten. Jane erfüllt ihre Aufgabe geradezu perfekt, aber sie gerät dabei zwischen die Fronten. Sie lehnt Gewalt in jeder Form ab, egal, ob sie von den Öko-Terroristen geplant wird als Antwort auf verantwortungslose Großunternehmen wie Pharmakonzerne, die noch nicht einwandfrei getestete Antibiotika auf die Menschheit los lässt, oder ob die Gewalt von offizieller Seite als Antwort auf die Aktivitäten der Gruppe eingesetzt werden soll. Dies ist eines der vielen großen Themen in diesem Thriller, der von einer jungen Frau handelt, deren fest gefügte Bilder von Gut und Böse ins Wanken geraten. Kann man Gewalt durch Gewalt bekämpfen? Gilt der alte biblische Satz von „Auge für Auge, Zahn für Zahn“? Welche Rolle spielen in solchen Fällen Gesetz und Gerechtigkeit? Welche moralisch ethischen Werte sind in einer solchen Welt überhaupt noch realistisch? Janes Erfahrungen mit der Gruppe um ihren charismatischen Anführer Benji, der eigentlich William Woodhouse heißt und aus einer sehr reichen Familie stammt, sind ambivalent. Zum einen sind die sehr unterschiedlichen Menschen der Gruppe, darunter ein Schwuler, ein taubes Mädchen, eine übergewichtige Computerspezialistin, ein Mädchen aus reichem Haus, das ihren eigenen Vater als Ziel auserkoren hat, ein Schwarzer und ein durch ein illegal eingesetztes Antibiotikum schwer kranker Arzt, neben aller Gewaltbereitschaft durchaus keine klassischen Bösewichter, sondern im Grunde eher sanfte und besorgte Mitmenschen. Zum anderen erkennt Jane mehr und mehr, dass die andere Seite, die sich dem Gesetz verpflichtet fühlen müsste, zu unorthodoxen Mitteln greift, um den Öko-Aktivismus zu unterdrücken. Was Jane in dieser sektenähnlichen Gruppe findet, entspricht nicht dem Klischee von Terroristen. Andererseits lässt sich der Teufel nicht durch den Beelzebub austreiben, und so muss Jane am Ende einen eigenen „dritten“ Weg finden, bei dem sie ihren eigenen Werten und ihrem christlichen Glauben treu bleiben kann. THE EAST ist ein Thriller, der durchaus realistische Momente aufweist, aber letztlich doch eine fiktive Geschichte, über Grauzonen und die alten Themen von Verrat und Vertrauen, Gewissen und Verantwortung erzählt. Neben spannender Unterhaltung bietet er daher auch einigen Stoff zum Nachdenken.“