The Danish Girl
FBW-Pressetext
THE DANISH GIRL erzählt die faszinierende Geschichte der Lili Elbe, die als erster Mensch überhaupt eine vollständige operative Geschlechtsumwandlung vom Mann zur Frau durchführen ließ. Als Lili noch Einar Wegener hieß, lebten Einar und Gerda Wegener als ein glücklich verheiratetes Künstlerpaar in Kopenhagen. Es sind die 1920er Jahre, die Künstlerszene boomt, und Einar genießt einen formidablen Ruf als Landschaftsmaler. Gerda hingegen kann mit ihren Porträtzeichnungen die Kritiker noch nicht von sich überzeugen. Umso stärker ist das Band, das sie mit Einar verknüpft. Doch immer mehr beschleicht sie das Gefühl, Einar sei unglücklich. Und es stimmt. Einar spürt tief in sich, dass etwas nicht stimmt. Dass er sich nicht mehr wohl fühlt in seinem Körper. Dass er sich als Frau wahrnimmt. Immer stärker wird dieses Gefühl, bis der Wunsch, sich auch in eine Frau zu verwandeln, nicht mehr verdrängt werden kann. Einar ist von nun an Lili, zieht Frauenkleider an, konsultiert Ärzte wegen einer Geschlechtsumwandlung. Doch obwohl Gerda Lili auch jetzt noch unterstützt, sind Gesellschaft und das Wissen in der Medizin einfach noch nicht so weit. Für Lili beginnt ein harter Kampf. Tom Hooper nutzt die historischen Begebenheiten als Rahmen für ein intimes und berührendes Ehe- und Persönlichkeitsdrama. Eddie Redmayne und Alicia Vikander verkörpern Lili/Einar und Gerda, und es ist auch ihrem grandiosen Spiel zu verdanken, dass man als Zuschauer ganz in ihrer Beziehung versinkt. Vikander spielt Gerda stark und verständnisvoll zugleich, als moderne Frau und Künstlerin, die ihrer Zeit voraus war und dem ihr wichtigsten Menschen beisteht, komme was wolle. Und Eddie Redmayne ist umwerfend in seiner nuancierten Wandlung, die er innerhalb der Rolle vollzieht. Zu Beginn sind es nur kleine Gesten, die etwas andeuten, die verraten, dass im Inneren der Figur etwas passiert. Doch dann erschafft Redmayne mit seinem Spiel tatsächlich eine zweite, eine weibliche Figur. Diese wirkt nicht überzeichnet, nicht karikaturenhaft, nicht als Travestie. Redmayne stellt Lili als wunderschöne charismatische Frau da, die darum kämpft, als das akzeptiert zu werden, was sie ist. Die Musik von Alexandra Desplat unterstreicht die Dramatik der Handlung und die Kamera von Danny Cohen fängt in genauen Arrangements Bilder ein, die sowohl die gut ausgestatteten Innenräume als auch die Weiten der Landschaft wie malerische Tableaus aussehen lassen. THE DANISH GIRL ist ein zart komponierter und beeindruckend gespielter Film, der seinem Thema mit Respekt und Würde begegnet und mit großen Emotionen berührt.Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
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Regie: | Tom Hooper |
Darsteller: | Eddie Redmayne; Alicia Vikander; Matthias Schoenaerts; Ben Whishaw; Amber Heard; Sebastian Koch; Adrian Schiller; Richard Dixon; Emerald Fennell; Victoria Emslie; Henry Pettigrew |
Drehbuch: | Lucinda Coxon |
Buchvorlage: | David Ebershoff |
Kamera: | Danny Cohen |
Schnitt: | Melanie Oliver |
Musik: | Alexandre Desplat |
Webseite: | ; |
Weblinks: | filmsortiment.de; |
Länge: | 120 Minuten |
Kinostart: | 07.01.2016 |
Produktion: | Artémis Productions, Pretty Pictures; ReVision Pictures; Working Title Films; |
FSK: | 6 |
Jury-Begründung
Heute wird sie gefeiert als Pionierin der Transgender-Bewegung: die Dänin Lili Elbe. Obwohl der Begriff zu ihren Lebzeiten noch gar nicht existierte, hatte sie entdeckt, dass sie im falschen Körper steckt. Wohl wissend, dass der damals völlig neuartige Eingriff tödlich enden könnte, ließ der 1882 als Einar Mogens Wegener geborene Landschaftsmaler in den frühen 30er-Jahren in Dresden drei Operationen an sich vornehmen– vermutlich die erste Geschlechtsumwandlung überhaupt.Wie schon in THE KINGS SPEECH hat Regisseur Tom Hooper aus dem historischen Stoff ein Bio-Pic gemacht, dass sich aber nicht nur auf ein kammerspielartiges "Coming out"- und Beziehungsdrama beschränkt, sondern gemäß der Profession seiner beiden Protagonisten auch in gemäldeartigen Tableaus schwelgt. Denn Einars Frau Gerda Gottlieb ist ebenfalls Malerin, hat aber mit den damals üblichen Vorurteilen gegenüber Künstlerinnen im Allgemeinen zu kämpfen. Und so wird die Malerei für sie zu einer Annäherung an den langsam voranschreitenden, physischen und psychischen Identitätswandels ihres Mannes, den sie anfangs noch ein wenig amüsiert begleitet, ihn vermeintlich spielerisch zum Tragen von Kleidern animiert und ihn sogar mal, als Frau verkleidet, zu einer Party mitnimmt. Doch als sie erkennt, dass sie den Ehemann verlieren wird, wandelt sich ihr Verhältnis zu ihm nicht etwa in Unverständnis oder sogar Ablehnung, sondern in eine tiefe Freundschaft, die sie seinen Weg bis zum - durch die Folgen der Operation verursachten - Tod begleiten lässt.
Obwohl Hooper und seine Drehbuchautorin Lucinda Coxon gegenüber der Romanvorlage von David Ebershoff und der Historie ein wenig schummeln, - in Wirklichkeit war Gerda zum Zeitpunkt der Operation in Marokko und längst wieder verheiratet - gelingen ihm gerade die Szenen voller Vertrautheit, angefangen von der (Liebes-)Harmonie der Jungverliebten bis hin zum sich ankündigenden körperlichen Verfall sowie dem sowohl sinnlichen wie auch berührenden Plädoyer für eine gelebte Menschlichkeit. Natürlich funktioniert das nur, weil Hooper mit Eddie Redmayne und Alicia Vikander zwei Schauspieler gefunden hat, die diese Wahrhaftigkeit mit jeder Geste und jedem Blick unausgesprochen ausdrücken können. Wie präzise Hooper es versteht, Schauspieler zu führen, sieht man auch an der konzentrierten Leistung von Sebastian Koch als mutigem Arzt Kurt Warnekros. Und wenn man noch weitere „Stars“ herausheben möchte, dann sind es auf jeden Fall der Komponist Alexandre Desplat , der Momente echter Anteilnahme weckt und Hoopers Hauskameramann Danny Cohen, dessen Blicke in die Art-Nouveau Villen von Kopenhagen geradezu dazu animieren, sich auf eine eigene (touristische) Entdeckungsreise in diese künstlerisch wie gesellschaftspolitisch spannende (Jugendstil)-Zeit zu machen.