Sweethearts

Filmplakat: Sweethearts

FBW-Pressetext

Suse und Ulla sind glücklich miteinander. Zusammen mit Ullas Sohn Karl leben sie auf dem Land und genießen den Sommer. Eines Tages kommt Tom vorbei. Tom ist Suses Ex – und er befindet sich auf dem Weg in eine Entzugsklinik. Doch im Lauf des Vormittags wird klar: Tom ist noch nicht wirklich fein mit der Tatsache, dass Suse sich von ihm getrennt hat. Und auch Suses Hoffnung, dass Tom auch durch den geplanten Entzug ein kleines bisschen erwachsener geworden ist, wird schon bald enttäuscht. Der Kurzspielfilm in der Regie von Rainer Sellien schaut, einem Brennglas ähnlich, auf eine zwischenmenschliche Konstellation, die ihre Dramatik nicht etwa in Überhöhung und Exaltiertheit, sondern im leisen Brodeln der Emotionen findet. Alle Figuren haben mit eigenen Konflikten zu kämpfen. Doch SWEETHEARTS verhandelt diese Konflikte nicht melodramatisch, sondern mit einem sehr menschlichen Pragmatismus, der alle Charaktere liebenswürdig und identitätsstiftend wirken lässt. Vieles bleibt ungesagt, nicht die Dialoge beherrschen die Szenen, sondern die Blicke und Gesten. Dennis Banemanns großartige Kamera fängt all das ein und schafft, zusammen mit dem exzellenten Sound-Design und dem kongenialen Spiel des gesamten Ensembles, eine stimmige, sommerlich warme Atmosphäre. SWEETHEARTS ist eine mit großer Souveränität in allen Gewerken inszenierte Kurzfilmperle, von der man sich mehr wünscht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Rainer Sellien
Darsteller:Lou von Guendell; Ursula Renneke; Valentino dalle Mura; Otis J. Rodriguez
Drehbuch:Rainer Sellien
Kamera:Dennis Banemann
Schnitt:Deborah Uhde
Musik:Christian Koch
Länge:20 Minuten
Produktion: Rainer Sellien, doyler-film;

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es ist schon fast eine Binsenweisheit: Süchtigen kann man nicht trauen. Wahrheit und Ehrlichkeit werden ganz schnell Opfer der Sucht, wenn es die Situation erfordert. Das hat schon viele Beziehungen auf eine harte Probe gestellt und das müssen auch Suse und Ulla erfahren.

Die Beiden sind glücklich miteinander. Irgendwo auf dem Land haben sie ein Haus, in dem sie zusammen mit Ullas Sohn Karl leben. Rainer Selliens Film entführt sein Publikum an einen schönen Sommermorgen auf dem Land. Nichts scheint die Idylle trüben zu können, außer vielleicht die allzu laute Musik aus Karls Zimmer. Aber Besuch hat sich angekündigt. Suses Ex(-Mann oder -Freund) Tom ist auf dem Weg zu den Dreien.

Selliens Einstieg ist atmosphärisch gelungen. Der Film lässt sich Zeit, hat keine Längen. Der lauschige Morgen ist greifbar, die leicht unterspannte Stimmung hält sich den gesamten Film hindurch, ohne gegen den Film zu arbeiten. SWEETHEARTS besticht durch genauso gut geschriebene wie auch gespielte Charaktere. SWEETHEARTS ist zweifelsohne ein Schauspielerfilm und zwar im besten Sinne des Wortes. Ein Film, der seinen Charme nur langsam entfaltet und auf die Ausdrucksfähigkeit seiner Darsteller setzen kann.

In diesem Zusammenhang möchte die Jury das realistische und unaufgeregte Spiel der Darstellerinnen herausstellen, welches sehr gut eine Beziehung reflektiert, in der sich beide Partnerinnen einfach ganz entspannt wohl miteinander fühlen.

Mit Tom bricht dann aber eine Erinnerung aus vergangenen Zeiten in das ländliche Idyll. Suses Ex hat Charme, kann interessant erzählen und als Bonus hat er auch noch einen niedlichen Hund, den er bei Suse und Ulli unterbringen will. Nur langsam rückt SWEETHEARTS mit der Information heraus, über die Charaktere schon lange verfügen. Tom ist süchtig und eigentlich auf dem Weg in eine Entziehungsklinik. Aber, wie eingangs erwähnt: Man sollte Süchtigen nicht trauen.

Mit großer Souveränität entfaltet Sellien sein Beziehungsgeflecht. Zu gerne würden die Frauen glauben, was Tom erzählt, zu gerne würde Ullas Sohn mit Tom befreundet sein und zu gerne wäre Tom auch wieder mit Suse zusammen. Je länger aber sich Tom bei Suse und Ulli aufhält, desto provokanter tritt er auf. Letztlich ist es an Suse zu entscheiden, wie sie sich Tom gegenüber verhalten soll. Außerordentlich gefallen, hat der Jury, dass Sellien vollkommen ruhig erzählt und seinem Publikum jegliche Gemeinplätze und Überdeutlichkeiten zu ersparen weiß. Gerade weil SWEETHEARTS die Darstellung des inneren Konflikts seiner Charaktere so gekonnt inszeniert, kann der Film nüchtern und sachlich bleiben, ohne langweilig zu sein. Dass dafür auch Timing und Schnitt stimmen müssen, versteht sich eigentlich von selbst.

SWEETHEARTS braucht keine visuelle Opulenz und Schauwerte, um zu begeistern. Tatsächlich hat der filmische 20-Minuten-Ausflug aufs Land der Jury so gut gefallen, dass sie sich schon jetzt auf den ersten Langfilm des Regisseurs freut. Nach eingehender Beratung möchte sie Rainer Selliens Kurzfilm SWEETHEARTS daher mit dem Prädikat BESONDERS WERTVOLL auszeichnen.