Staub auf unseren Herzen
FBW-Pressetext
Kathi ist 30, allein erziehende Mutter und Schauspielerin, immer auf der Suche nach einer Karrierechance. Doch diese will sich nicht recht einstellen. So bleibt Kathi auch finanziell abhängig von ihrer dominanten Mutter Chris, die eine Wohnung für sie gekauft hat. Chris möchte Kathi in ihrer Nähe wissen. Doch als Kathis Vater nach langer Zeit wieder in ihr Leben tritt und die Probleme vorprogrammiert sind, wird Kathi klar, dass sie ihr eigenes Leben führen muss. Und eine Abnabelung beginnt. STAUB AUF UNSEREN HERZEN ist der Abschlussfilm von Hanna Doose, die Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin studierte. In improvisierten Dialogen und kammerspielartigen Sequenzen entspinnen sich intensive Auseinandersetzungen zwischen den Figuren, die ihr seelisches Gepäck stets mit sich tragen. Doose lässt sich Zeit für die Geschichte, erzählt in ruhigen Bildern, sodass der Zuschauer eintauchen kann in diese kleine parabelhafte Welt der Generationskonflikte. Stephanie Stremler spielt die Kathi intensiv und findet in Susanne Lothar, die hier ihre letzte große Rolle spielt, eine kongeniale und ebenbürtige Partnerin. Die Szenen zwischen Mutter und Tochter gehen unter die Haut und lassen Identifikationsmöglichkeiten jeder Art zu. Ein sensibler und mitreißender Film und das würdige Vermächtnis einer großen Charakterdarstellerin.Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
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Regie: | Hanna Doose |
Darsteller: | Susanne Lothar; Stephanie Stremler; Michael Kind |
Drehbuch: | Hanna Doose |
Kamera: | Markus Zucker |
Schnitt: | André Nier |
Musik: | Florian Loycke; Stephanie Stremler |
Webseite: | ; |
Weblinks: | ; ; |
Länge: | 87 Minuten |
Kinostart: | 17.01.2013 |
VÖ-Datum: | 19.07.2013 |
Verleih: | Movienet |
Produktion: | Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB) |
FSK: | 0 |
DVD EAN-Nummer: | 4250128410878 |
Anbieter-Link: |
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Jury-Begründung
Hanna Doose gibt mit diesem Spielfilm eine erste Visitenkarte ab, die sie zu einer der vielversprechendsten Regisseurinnen dieses Landes macht. Sie nimmt das Grundgefühl vieler junger Menschen, insbesondere aus der Künstlerszene rund um den Prenzlauer Berg, auf. Daraus schafft sie eine dramaturgisch gut strukturierte Geschichte des Abnabelungsprozesses einer rund 30jährigen Schauspielerin, die ökonomisch und bei der Betreuung ihres Kindes von der Mutter abhängig ist. So wird verhindert, dass sie sich von ihrer übergriffigen Mutter endgültig emotional lösen kann. Sie kommt nicht mal auf die Idee, zu rebellieren, sie lässt die Fremdbestimmung passiv zu, wirkt wie ein Zuschauer im eigenen Leben.Diese Geschichte hätte einen guten Film getragen. Leider entschloss sich die Regisseurin, auf den Spuren von Andreas Dresen, Klaus Lemke und anderen Filmemachern zu wandeln. Sie setzte darauf, dass der Raum, den die Geschichte bietet, von den Schauspielern mit Dialogen in der Improvisation gefüllt wird. Dieses Konzept geht nicht durchgängig auf. Zu oft springt der Blickwinkel, aus der die Geschichte erzählt wird. Zu unterschiedlich ist die Intensität des Spiels der großartigen Susanne Lothar in ihrer letzten Rolle und Stephanie Stremler. Sie gibt der Figur der Tochter durchweg einen entfremdeten, künstlichen, oft nervenden Ton, der die Zuschauer allzu oft aus der Geschichte rausreißt, wenn sie emotional in ihren Bann gezogen werden sollten. Wobei dies wohl Regieanweisung war. Stremler spielt Kathi, deren Mutter in ihrem Leben allgegenwärtig ist, wobei sich ihre eigene Biografie in der ihrer Mutter spiegelt. Beide sind allein erziehend, beide wünschen keinen Kontakt zum Vater der Kinder. Kathi ist unsicher in der Gestaltung ihrer Beziehungen, worunter auch ihr Beruf leidet. Ihre Künstlichkeit und Verunsicherung verhindern jedes Engagement. Da kommt ihr das Angebot der Mutter nicht ungelegen, ihr eine Wohnung im gleichen Haus zu kaufen. Die Einmischung in ihr Leben nimmt zu und erreicht ihren Höhepunkt, als die Mutter ihr das Kind wegnimmt. Nach einem längeren Schock und einer körperlichen Auseinandersetzung beginnt die junge Frau, sich endlich zu lösen.
Mit vielen kleinen Details gestaltet Doose die Überfürsorglichkeit der Mutter. Von Beruf Psychologin, hat sie die eigene Praxis mitten in der eigenen Wohnung. Sie schafft nicht, was sie ihren Patienten rät: Abstand halten und gewinnen, Beruf und Privatleben trennen. Das reicht sogar bis zu einem Therapieversuch bei ihrer eigenen Tochter. In solchen Momenten findet die Regisseurin adäquate, metapherreiche Bilder für den Gemütszustand ihrer Figuren und deren Situation. Leider misstraut sie allzu oft der Kraft der eigenen Bilder, sie erklärt im Dialog, was bereits zu sehen war.
So ist STAUB AUF UNSEREN HERZEN ein künstlerisch gelungener Erstling mit einigen Schwächen, der das Prädikat „wertvoll“ verdient hat und neugierig auf weitere Filme von Hanna Doose macht.