Sophie Charlotte Baujahr 2013
Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Experimentalfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Bert Gottschalk |
Drehbuch: | Bert Gottschalk |
Kamera: | Bert Gottschalk |
Schnitt: | Bert Gottschalk |
Musik: | M. Ward |
Länge: | 10 Minuten |
Produktion: | Bert Gottschalk |
Förderer: | FFA |
Jury-Begründung
Der FBW-Hauptausschuss hat das Urteil der Erstjury bestätigt.Fünf Jahre lang hat Bert Gottschalk immer wieder Filmaufnahmen aus dem Fenster seines Berliner Ateliers gemacht und so eine Chronik der städtebaulichen Veränderungen in Berlin Mitte geschaffen. In den ersten Jahren wirkt der Kiez noch wie aus alten Zeiten und der Ostberliner Fernsehturm am Horizont scheint in diesen frühen Aufnahmen wie der Botschafter einer noch fernen Modernität. Diese Wirkung wird dadurch verstärkt, dass Kranarbeiten an ihm ausgeführt werden, also das Wahrzeichen der Stadt verändert wird. Eine Zeitlang ist so viel Raum vor dem Fenster des Beobachters, dass er seine Aufnahmen über Brachland auf eine gegenüberliegende Häuserwand projizieren kann, doch bald darauf werden Wände und Mauern eingerissen, und es entsteht direkt gegenüber ein großes kommerzielles Gebäude, mit dem die Sicht in den Himmel und auf den Fernsehturm verbaut wird. Stattdessen blickt Goldschalk nun auf das Namensschild des Baus: Sophie Charlotte. Über die Jahre hat Gottschalk auch immer modernere Aufnahmemedien genutzt. Doch zuuerst findet noch eine damals schon veraltete Super8 Kamera Verwendung, wodurch sich auch das grüne Vorlaufband am Anfang erklärt, denn Gottschalk macht auch die Art seines Filmmaterials, dessen Stofflichkeit und die jeweiligen Möglichkeiten der Bildmanipulation zum Thema. So arbeitet er bei Videobildern mit einem Zoom (bei einer Mauer, die langsam von einem Bauarbeiter umgestoßen wird) und spaltet schließlich seine digitalen Aufnahmen in eine Vielzahl von Fragmenten auf. Auf der Tonebene arbeitet er ähnlich assoziativ zuerst mit Tonspuren alter Filmstreifen und dann mit Tönen und Geräuschen, die er selber aufgenommen oder in Archiven gefunden hat. Der amerikanische Song „Poor Boy, Minor Key“ gibt dem Film eine nostalgische und doch beschwingte Grundatmosphäre und die eingeschnittenen Bilder von einer jungen Frau setzen als einzige Aufnahmen, die nicht vom Autor und aus dem Fenster gemacht wurden, auffällige Kontrapunkte. Der Experimentalfilm ist visuell reizvoll und hält zehn Minuten lang das Interesse der Zuschauer. Doch leider wirkt er auf die Jury nicht originell (sowohl Langzeitbeobachtungen von städtebaulichen Veränderungen aus einer Perspektive wie auch das Spiel mit den Möglichkeiten verschiedener visueller Medien hat es so ähnlich schon gegeben) oder radikal genug, um die Vergabe des höchsten Prädikats „besonders wertvoll“ zu rechtfertigen. Aufgrund seiner Qualitäten möchte die Jury des Hauptausschusses jedoch gerne noch einmal die Auszeichnung mit dem Prädikat „wertvoll“ bestätigen.