Sommerfest
FBW-Pressetext
Stefan steckt noch im Kostüm seiner Rolle am Münchner Theater, als er den Anruf aus Bochum erhält: Sein Vater ist gestorben. Herzinfarkt. Ging alles sehr schnell. Und so setzt sich Stefan sofort in den nächstbesten Zug und fährt zurück in den Pott. Dort ist er aufgewachsen. Dort leben noch all seine Freunde von damals. Genau wie seine große Jugendliebe Charly. Die findet, Stefan solle doch endlich erwachsen werden. Und dahin zurückkehren, wo er hingehört. Denn das Zuhause, das steckt nun mal in einem drin. Und lässt einen nie ganz los. Mit SOMMERFEST, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Frank Goosen, gelingt es Sönke Wortmann, den raubeinigen und doch großherzigen Charme der Vorlage perfekt auf die große Leinwand zu übertragen. Nicht nur der Humor, sondern auch die Figuren und das Setting wirken authentisch und in bestem Sinne „echt“. Angefangen von Toto, dem besten Freund aus Kindertagen. Oder auch den vielen skurrilen und doch liebevollen Nebenfiguren, die sich natürlich beim Sommerfest des lokalen Fußballvereins versammeln. Und natürlich der coolsten „Omma“ überhaupt, die das Trinkhäuschen verwaltet und Lebensweisheiten von sich gibt. Wortmann inszeniert unaufgeregt und episodisch seine Figuren und Situationen, bei denen die Dialoge so trocken sind wie der Kohlenstaub, der nur noch als Erinnerung an andere und auch bessere Zeiten über der Stadt liegt. Das Ensemble spielt mit großer Spielfreude und wird angeführt von Anna Bederke, die Charly entwaffnend natürlich und selbstbewusst gibt, und Lukas Gregorowicz, dessen Stefan man als Zuschauer gerne auf dem Weg zurück nach vorn folgt. Sehr nachvollziehbar stellt er die innere Zerrissenheit eines Mannes dar, der sein Glück weit weg von Zuhause gesucht hat und doch erkennen muss, dass er nur zuhause wirklich glücklich werden kann. SOMMERFEST ist eine große Liebeserklärung an den Pott und neues Heimatkino im besten Sinne: Absurd komisch und hoffnungslos romantisch. Und dabei ganz nah am echten Leben.Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Tragikomödie |
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Regie: | Sönke Wortmann |
Darsteller: | Lucas Gregorowicz; Anna Bederke; Nicholas Bodeux; Peter Jordan; Sandra Borgmann; Markus John; André Rohde; Jasna Fritzi Bauer; Elfriede Fey; Thomas Loibl; Janina Fautz; Ferhat Keskin; Bernd Rademacher |
Drehbuch: | Sönke Wortmann |
Buchvorlage: | Frank Goosen |
Kamera: | Michael Wiesweg |
Schnitt: | Dirk Grau |
Musik: | Martin Todsharow |
Webseite: | x-verleih.de; |
Länge: | 92 Minuten |
Kinostart: | 29.06.2017 |
VÖ-Datum: | 14.12.2017 |
Verleih: | X Verleih |
Produktion: | X Filme Creative Pool GmbH, Little Shark Entertainment GmbH; WDR; Arte; WS Film; |
FSK: | 0 |
Förderer: | FFA; BKM; DFFF; Film- und Medienstiftung NRW |
DVD EAN-Nummer: | 5051890310217 |
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Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.Mit SOMMERFEST inszeniert der erfolgreiche Filmemacher Sönke Wortmann nach dem Roman von Frank Goosen ein tragikomisches ‚Male Melodrama’ (männliches Melodram), das zugleich eine dichte Milieuschilderung des nachindustriellen Ruhrgebietes bietet.
Es geht um Stefan (Lucas Gregorowicz), einen mäßig erfolgreichen Theaterschauspieler in München, der nach zehn Jahren zurück nach Bochum kommt, um den Haushalt seines verstorbenen Vaters aufzulösen. Nach drei Tagen will er wieder zurück sein. An dem Wochenende tritt er seine alten Freunde wieder: alles Originale in der schrulligen Welt des Ruhrgebiets, der Welt seiner Kindheit und Jugend. Und schließlich trifft er auch auf jene Jugendliebe, die er damals verlassen hatte: Charlie (Anna Bederke) weiß, wo es im Leben langgeht. Und sie hat gemeinsame Pläne mit Stefan.
In einer mäandernden Dramaturgie begleiten wir Stefan bei seiner Reise durch Bochum. Dies alles fängt Wortmanns Film mit konzentrierten Bildern, sorgfältigen Arrangements und erstklassiger Ausstattung ein. Auch der Musikeinsatz ist subtil und unterstreicht die ungewöhnliche Milieudichte der Inszenierung. Auffällig sind zudem die starken, wenn auch unaufdringlichen Schauspielleistungen, die virtuos mit Sprache und Dialekt arbeiten.
Der Film gipfelt in einem pointierten und ökonomisch verdichteten Ende, das die inhaltliche Wendung geschickt mit einem den Rahmen setzenden Rückblick verbindet. Lobenswert ist auch die Einbindung der Historie des Ruhegebiets als Geschichte der Heimat, gesehen aus der melancholischen Sicht des Verlorenen.
SOMMERFEST hat die Jury rundum überzeugt und erhielt das Prädikat besonders wertvoll.