Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Es ist faszinierend, wie ein mutiger und zugleich unbeugsamer Mensch eine ganze Welt in Aufruhr zu versetzen mag. Das IT-Zeitalter erweist sich als Fluch und Segen zugleich, wenn einem einzigen, wenn auch überragenden Spezialisten, soviel Macht zu eigen werden kann. Auch wenn die US-Regierung versuchte, zur Schadensbegrenzung den Whistleblower Edward Snowden als Staatsfeind, Geheimnisverräter, schlicht als Verbrecher zu qualifizieren, so war die mediale Wirkung in der Welt ungeheuer. Wie kann nun ein Spielfilm die Geschichte dieses Mannes Edward Snowden erzählen, über den in den Weltmedien eigentlich alles über die Jahre hinweg schon berichtet wurde? Oliver Stone, der Meister des Politkinos, hat die richtige Erzählform gefunden, um einem interessierten Kinopublikum 135 spannende und sehr unterhaltsame Minuten Film zu präsentieren. Kein Polit-Thriller mit der Dämonisierung Derjenigen an der Spitze von Macht und Geheimdienst. Vielmehr eine klassische Biographie mit der klaren Entwicklung eines Helden und ohne pathetische Glorifizierung. Dramaturgisch ganz wichtig neben dem hochinteressanten Blick in Snowdens Geheimdienstarbeit weltweit ist der klare Blick auf sein Privatleben und seine Beziehung zu seiner Freundin, die parallel einen gewichtigen Stellenwert einnimmt und vielleicht auch letztlich seine Entscheidung mit beeinflusst haben mag. So sehen wir Snowden nicht als von der Macht und Paranoia Getriebenen, sondern als Mensch, der sein Leben einer großen Aufgabe opfert, gegen die Verletzung der Persönlichkeitsrechte von Millionen Menschen vorzugehen. Dies auch, weil nur wenige und vielleicht auch nur er die Chance dazu hatten. Oliver Stones Film entzieht sich jeder politischen Wertung und verzichtet auch auf jegliche Emotion. Die Besetzung ist vortrefflich gewählt und das Spiel überzeugend, Wohltuend zurückgenommen dabei Joseph Gordon-Levitt in der Titelrolle. Ein besonderes Lob verdient die gute Kamera, die sorgfältige Ausstattung und einige außergewöhnlich gelungene visuelle Einfälle.