Schattenzeit
FBW-Pressetext
Was in den Köpfen depressiver Menschen vorgeht, ist keine Einbildung. SCHATTENZEIT dokumentiert über zwei Jahre auf einfühlsame Weise die Krankheitsgeschichten von drei Depressiven, die in der Berliner Charité zur Behandlung aufgenommen werden. Gregor Theus greift in seinem Abschlussfilm ein hochaktuelles Thema auf, vermittelt neueste Erkenntnisse und verschafft wertvolle Einblicke in ein äußerst komplexes Krankheitsbild. Den Betroffenen nimmt die Krankheit jeden Lebensmut, was für ihr Umfeld oft schwer nachvollziehbar ist. Durch die Begleitung der verschiedenen Charaktere und die persönlichen Schicksale gelingt es dem Dokumentarfilm, sich den Verschlossenen zu nähern, Verständnis für ihre Situation zu schaffen. Dabei bleibt der Film durchgehend sachlich und trifft auch musikalisch immer den richtigen Ton, ohne kitschig zu wirken oder Mitleid einzufordern. Ein beeindruckender und wichtiger Film über die Abgründe des Lebens, die Härte einer Krankheit und unumstößliche Hoffnung.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
---|---|
Regie: | Gregor Theus |
Drehbuch: | Gregor Theus |
Kamera: | Jens Eckhardt; Gregor Theus |
Schnitt: | Ole Heller |
Musik: | Tillmann von Kaler |
Webseite: | ; |
Länge: | 60 Minuten |
Kinostart: | 07.10.2010 |
VÖ-Datum: | 21.04.2011 |
Verleih: | Mindjazz Pictures |
Produktion: | Gregor Theus, KHM; |
FSK: | 0 |
Förderer: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Jury-Begründung
In dieser einfühlsamen Langzeitstudie wurden drei Patienten der Berliner Charité, die an schweren Depressionen leiden, zwei Jahre lang bei ihren Behandlungen begleitet. Die Protagonisten Olaf, Mona und Maria lassen dafür äußerst intime Einblicke sowohl in ihr Krankheitsbild wie auch ihre Behandlungen zu. So beschreibt Olaf präzise jenen Geisteszustand, der ihn an den Rand zum Selbstmord geführt hat, während Maria in einer akuten Phase der Depression kaum noch die Kraft hat, sich überhaupt zu äußern oder zu bewegen.Der nüchtern sachliche Stil, der sowohl in der eher konventionellen Erzählform wie auch zugleich dezenten und genau beobachtenden Kameraarbeit deutlich wird, ist dem Thema angemessen – übertriebene, filmkünstlerische Ambitionen wären hier völlig deplatziert gewesen. Stattdessen gibt Gregor Theus dem Zuschauer durch lange Einstellungen die Zeit, den drei Patienten behutsam nahezukommen. Auch die Behandlungsmethoden werden präzise beschrieben. Da die Charité das Filmprojekt unterstützte, waren auch Aufnahmen während einer Operation möglich. Wo sind die Grenzen zwischen Körper und Geist, wenn Mona während ihrer Operation gefragt wird, ob ihre Schuldgefühle schon verschwunden sind?
SCHATTENZEIT ist ein wichtiger Film, der über eine Krankheit aufklärt, die immer noch mit einem Makel behaftet ist. Umso wichtiger sind die neusten Erkenntnisse und Behandlungsmethoden, die in diesem Film dargestellt und in denen die organischen Ursachen der Depression betont werden. Dadurch bekommt der Film, obwohl er immer konkret und nah bei den drei Erkrankten bleibt, auch eine eigene philosophische Ebene.