Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Für die 17jährige Jana kann jeder Moment der letzte sein. Seit ihrer Geburt lebt sie mit einem Herzfehler und nun rebelliert sie gegen das Leben in Watte, das ihre Eltern für sie eingerichtet haben, und gegen die Ärzte, die sie zu einer weiteren schweren Operation überreden wollen, welche sie vielleicht retten könnte. Durch einen Zufall findet Jana ein Pferd, das genauso wild und freiheitsliebend ist wie sie selber. Und sofort entsteht eine besondere, unerklärliche Beziehung zwischen den beiden, die der Pferdetrainer Paul Brenner sofort erkennt. Nur Jana kann dieses Pferd, auf das er alles gesetzt hat, zu einem Sieg bei einem Pferderennen bringen. Und so kommen in dieser Geschichte zwei Außenseiter zusammen: Das Mädchen, das die Chance erkennt, durch die Arbeit mit dem Pferd Rocky einmal etwas zu tun, das nicht durch ihre Krankheit definiert ist, und der Trainer, den seine Leidenschaft für den Rennsport an den Rand des Bankrotts gebracht hat. Hanno Olderdissen erzählt unterhaltsam und erstaunlich vielschichtig davon, wie die beiden sich zusammenraufen und dann gemeinsam an der Aufgabe wachsen. Jana ist die Identifikationsfigur für die jugendliche Zielgruppe und in diesem Sinne ist dies ein Coming-of-Age Film. Lena Klenke spielt die Jana wunderbar trotzig, verletzlich und begeisterungsfähig. Aber Olderdissen nimmt auch seine erwachsenen Figuren ernst. Jede von ihnen hat mindestens eine Szene, in der er oder sie glänzen kann und an Tiefe gewinnt. Sei es der Chirurg, der im Krankenbett neben Jana ein Nickerchen macht oder die Mutter. Eigentlich eine undankbare Aufgaben denn sie muss als übervorsichtige Glucke permanent die Spielverderberin für Jana sein. Doch dann gibt es da diesen schönen Moment im Zimmer ihrer Tochter („mmmh, Teenagerschweiß“), der grandios geschrieben ist und Annette Frier die Chance bietet, viel mehr als nur eine dramaturgisch wichtige Funktionsträgerin zu spielen. Eine weitere Überraschung des Films ist Dieter Hallervorden, der Paul Brenner als ein Schlitzohr mit Herz spielt und dabei nie übertreibt, sondern stattdessen das meiste mit Blicken und kleinen Gesten ausdrücken kann. Es gibt schöne Nebenrollen wie Milan Peschel als Jockey im Rollstuhl. Und für das spannende Rennen wurde sogar der legendäre Werner Hansch für die kleine Rolle des Rennplatzsprechers aus der Rente geholt. Das Rennen ist dann der spannende Höhepunkt des Films, bei dem alle Erzählstränge zusammenlaufen und es nicht nur um einen Sieg, sondern auch um das Leben geht. ROCK MY HEART ist packend erzählt: komisch, tragisch und anrührend. Und als Debütfilm gleich ein großer Wurf.