Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Ein junges Paar spielt im alltäglichen Leben Rollen, die es durch Film und Fernsehen gelernt hat. Die aparte Schönheit und der coole Rebell finden auf dem Heimweg vom Einkaufen ihre Bühne auf der Straße, als ein Auto etwas zu schnell an ihnen vorbeifährt und sie mit „genretypischen“ Gesten antworten. Doch der Autofahrer entpuppt sich als ein zorniger alter Mann mit Krückstock, der ihr Straßentheater gar nicht witzig findet. In der Reaktion auf ihn kommen sie schnell an die Grenzen ihrer eingeübten Gesten, und so nähert man sich einer Eskalation, bei der schließlich Schlagsahne fließt. Der Riss nach dieser spontanen Aggression wird auch stilistisch sehr eindrucksvoll inszeniert. Während bis dahin im Stil des klassischen Erzählkinos (von dem die beiden ja auch ihre Rollenidentitäten übernahmen) geschnitten wurde, ist der Film nach dem Riss auch wie „verrissen“ montiert. Kurze Bilder der beiden als eher verwirrte Protagonisten wechseln mit kurzen Rückblenden auf das Geschehen auf der Straße ab. Da hier geschickt Informationen zurückgehalten werden, entpuppt sich der Film im letzten Teil auch als Thriller, denn man weiß nicht, was die beiden dem alten Herrn tatsächlich getan haben. Das hilflos hysterische Lachen der jungen Frau ist wie ein erstes ängstliches Tasten nach einer eigenen Körpersprache. Dramaturgisch, stilistisch und in der Darstellung ist dieses kleine Drama aus einem Guss, und so konnte das Prädikat besonders wertvoll vergeben werden.